Und auch präventive Maßnahmen zeigen Wirkung: So sind beispielsweise die Fallzahlen bei den Kriminalitätsphänomenen „Falscher Polizeibeamter, Enkeltrick und Schockanruf“ weiter zurückgegangen.
„In Baden-Württemberg gehen wir mit geballten Kräften gegen organisierte Banden und Wirtschaftskriminelle vor. Unserer Ermittlungserfolge sprechen hier für sich. Wenn die Täter immer gewiefter vorgehen und sich auf internationaler Ebene zusehends verflechten, halten wir mit einer engen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden dagegen. Die neu gegründete, behördenübergreifende Taskforce Finanzkriminalität Baden-Württemberg steht exemplarisch dafür, wie wir die Kräfte bündeln, um den kriminellen Machenschaften Einhalt zu bieten“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Vorstellung des Berichts zur Organisierten Kriminalität und Wirtschaftskriminalität für das Jahr 2024.
Zahlen, Daten, Fakten
Die Polizei Baden-Württemberg hat im Jahr 2024 insgesamt 41 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität geführt. Im Vergleich zum Vorjahr (2023: 39) ist die Zahl der Ermittlungsverfahren damit leicht gestiegen. Mit 21 dieser Verfahren (2023: 17) steht dabei gut die Hälfte im Zusammenhang mit der Rauschgiftkriminalität. Jeweils drei Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität betreffen die Bereiche der Wirtschaftskriminalität (2023: sechs) und der Eigentumskriminalität (2023: drei). Neun Verfahren sind der Cyberkriminalität zuzuordnen, was knapp einem Viertel aller Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität entspricht und einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2023: sechs) darstellt.
Zusätzlich zu den Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität hat die Polizei Baden-Württemberg im Jahr 2024 noch insgesamt 248 Verfahren im Vorfeld der Organisierten Kriminalität (sogenannte qualifizierte Bandenverfahren im Vorfeld der Organisierten Kriminalität) geführt und damit circa 28 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 193). Wie bereits im letzten Jahr liegen die Schwerpunkte in diesem Bereich mit 102 Verfahren bei der Rauschgiftkriminalität (2023: 80) und mit 80 Verfahren bei der Eigentumskriminalität (2023: 61). 27 Verfahren im Vorfeld der Organisierten Kriminalität stehen zudem im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität (2023: 29).
„Im vergangenen Jahr ist uns ein bundesweit gewichtiger Schlag im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel gelungen. Dabei haben wir 35,5 Tonnen Kokain im Verkehrswert von rund 2,6 Milliarden Euro, eine scharfe Schusswaffe, fünf Goldbarren, 23.000 Euro Bargeld, teure Luxusartikel und einen Sportwagen im Wert von circa 230.000 Euro sichergestellt. Das ist den intensiven und hartnäckigen Ermittlungen des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, des Zollfahndungsamts Stuttgart, der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen sowie der Unterstützung seitens der kolumbianischen Strafverfolgungsbehörden zu verdanken. Hier zeigt sich einmal mehr: Internationale Kriminalität können wir nur im Verbund mit internationalen Partnern bekämpfen“, betonte Innenminister Thomas Strobl.
Wirtschaftskriminalität
Die Straftaten, die im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsleben stehen, stiegen im Jahr 2024 um rund 36 Prozent auf 5.524 Fälle (2023: 4.053) an. Fallstarke Verfahren mit mehreren hunderten oder tausenden Einzelfällen können die Statistik dabei stark beeinflussen. So hat die Polizei Baden-Württemberg im Jahr 2024 allein drei umfangreiche Ermittlungskomplexe mit jeweils mehr als 100 Einzelverfahren geführt. Der Vermögensschaden sank um circa 57 Prozent auf rund 265 Millionen Euro (2023: 618 Millionen Euro). Damit verursachte die Wirtschaftskriminalität im Jahr 2024 in Baden-Württemberg gut ein Drittel des Gesamtschadens aller erfassten Straftaten in Höhe von etwa 745 Millionen Euro. Im Durchschnitt betrug die Schadenshöhe in den letzten fünf Jahren 343 Millionen Euro.
Die Fallzahlen im Bereich des Subventionsbetrugs stiegen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 36 Prozent auf 341 Fälle (2023: 251), während der Schaden nahezu unverändert bei 20 Millionen Euro (2023: 19,9 Millionen Euro) blieb. Ursache für den Fallzahlenanstieg sind weiterhin nachträgliche Anzeigen im Zusammenhang mit den Corona-Soforthilfen.
Bei den Phänomenen „Falscher Polizeibeamter, Enkeltrick und Schockanruf“ ist erneut ein Rückgang der Fallzahlen um circa 17 Prozent auf 8.780 Fälle (2023: 10.537) zu verzeichnen. Der entstandene Vermögensschaden ging dabei um rund 15 Prozent auf 18,4 Millionen Euro (2023: 21,6 Millionen Euro) zurück. Der überwiegende Teil der bekannt gewordenen Taten verblieb mit circa 95 Prozent (Vorjahr 94,6 Prozent) im Versuchsstadium.
In einem Verfahren wegen banden- und gewerbsmäßigem Betrug, das unter der Federführung des Cybercrimezentrums der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe und des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg geführt wurde, gelang es, eine deutsche Rufnummer zu ermitteln, die im Zusammenhang mit rund 1,2 Millionen betrügerischen Verbindungen stand. Die Rufnummer war in eine Serverstruktur eingebettet, welche es illegalen Callcentern aus mindestens sechs Ländern ermöglichte, Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz anonym zu kontaktieren. Insgesamt war dadurch ein Schaden von mehreren Millionen Euro entstanden. Durch aktive Vereitelungsmaßnahmen haben das Cybercrimezentrum und das Landeskriminalamt nach der Aufdeckung über 6.000 Straftaten und einen weiteren Schaden in Höhe von etwa elf Millionen Euro verhindert. In enger Kooperation haben die Behörden der betroffenen Länder, das Bundeskriminalamt und Europol im April 2024 insgesamt zwölf illegale Callcenter in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, im Libanon und in Serbien durchsucht und zerschlagen. Bei den für die kriminelle IT-Infrastruktur verantwortliche Tätern wurden gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Sachsen im Februar 2025 mehrere Objekte in Deutschland und Griechenland durchsucht. Die gesamte kriminelle IT-Infrastruktur wurde dadurch abgeschaltet. Die Hauptverantwortlichen in Deutschland wurden festgenommen.
Prävention
Die Polizei Baden-Württemberg führt auch weiterhin eine Vielzahl an unterschiedlichsten Präventionsmaßnahmen durch, um flächendeckend und regelmäßig eine breite Öffentlichkeit über aktuelle Betrugsmaschen und Tatbegehungsweisen zu informieren. Damit sollen die Menschen aufgeklärt und sensibilisiert werden, um Versuche der Täter besser erkennen und in Verdachtsfällen richtig reagieren können.
Hierfür stellt die Polizei beispielsweise Verhaltenshinweise und -tipps zu betrügerischen Anrufstraftaten unter https://polizei-beratung.de bereit. Zusätzlich teilt die Polizei regelmäßig Informationen über die polizeilichen Social-Media-Kanäle.