„In der letzten Fußballsaison mussten wir leider auch Bilder sehen, die mit Sportsgeist nichts zu tun haben. Dagegen müssen wir klare Kante zeigen, dies aber intelligent tun. Deshalb haben wir jetzt auch eine neue Form der Zusammenarbeit begründet: Wir schmieden lokale Stadionallianzen, die auf Vertrauen gründen und die auch im Stress, wenn es einmal darauf ankommt, halten“, so der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl am Montag, 10. Juli 2017, im Nachgang an den Fußball-Sicherheitsgipfel in Stuttgart.
Beim Sicherheitsgipfel waren hochrangige Vertreter von Vereinen und Verbänden der ersten fünf Fußballligen, Fanprojekten, Polizei und Justiz sowie der Kommunen zusammengekommen und hatten dabei die Ergebnisse eines am 4. Juli 2017 vorgeschalteten „Fachtages Fußball“ in der Rhein-Neckar-Arena Sinsheim vertieft. „Wir arbeiten seit einigen Monaten ganz intensiv an dem Thema Sicherheit bei Fußballspielen. Dazu haben wir jetzt nicht nur alle Sicherheitsakteure an einen Tisch geholt. Wir haben dazu erstmals auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aufgegriffen und diskutiert. Danach steckt gerade in der Zusammenarbeit der Sicherheitsakteure im Verbund noch großes Potenzial, um den Ablauf von Fußballspielen sicherer zu machen. Der Dialog zwischen allen Sicherheitsakteuren wird dadurch jetzt intensiviert und wir schaffen damit mehr Vertrauen und Verbindlichkeit bei allen Beteiligten“, sagte Landespolizeipräsident Gerhard Klotter.
Konkret haben Vereine und Sicherheitsbehörden eine deutlich intensivere Zusammenarbeit vereinbart und sich auf die Umsetzung lokaler Stadionallianzen verständigt. „Ziel dieser Stadionallianzen ist es, an einem Strang zu ziehen und mit einer Stimme zu sprechen. Die Aufgabe der Polizei ist klar: So wenig Eingriff wie möglich, aber so viel wie nötig. Das funktioniert aber nur, wenn wir mit allen Sicherheitspartnern vertrauensvoll und vor allem: verbindlich zusammenarbeiten“, so Innenminister Thomas Strobl. Grundlage der Stadionallianzen sind neue, verbindliche Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen und damit auch ein angepasstes Vorgehen der Polizei. Dadurch soll Konfliktsituationen minimiert und die Sicherheit maximiert werden.
Den Kern der Stadionallianzen bilden entscheidungsbefugte Verantwortliche aller Sicherheitsakteure, die vor, während und nach einem Spiel gemeinsame Entscheidungen treffen und diese auch nach außen gemeinsam tragen. Dort wird dann zum Beispiel auch entschieden, ob aufkeimende Aggressionen gewaltbereiter Fans besser durch zusätzliche Ordner, Fanbeauftragte oder die Polizei verhindert werden sollen. Wir werden selbstverständlich weiter unsere Verantwortung für die Sicherheit bei Fußballspielen übernehmen. Wir sehen eine große Chance darin, wenn Vereine, Polizei, Sicherheitsbehörden und Fans miteinander kommunizieren und am gleichen Strang ziehen“, sagte das Vorstandsmitglied des VfB Stuttgart, Stefan Heim. Teil dieser Kommunikation ist dabei auch die Definition von „roten Linien“. Es würden zukünftig die Grenzen des zulässigen Verhaltens eindeutig definiert. „Wir reichen allen friedlichen Fußballfans die Hand. Möglichst jeder soll ohne Probleme schnell und sicher ein Fußballspiel besuchen können. Werden aber Grenzen überschritten und Straftaten begangen, werden zum Beispiel vom Verein konsequent Hausverbote ausgesprochen“, sagte Frank Briel, Geschäftsführer der TSG 1899 Hoffenheim.
Insgesamt gelte aber, dass die Polizei gegen Störer und Chaoten das Heft des Handelns fest in der Hand behält und konsequent gegen Straftäter vorgehen werde. „Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist staatliche Aufgabe. Bei Hochrisikospielen, von denen wir in der letzten Saison sechs hatten, werden wir mit aller Entschlossenheit und hohem Kräfteansatz gegen die Störer und Chaoten vorgehen“, stellte der Innenminister nochmals deutlich heraus. Bei Überschreiten der vereinbarten roten Linien intervenieren Polizei, Behörde und Vereine im Rahmen ihres Handlungsspielraums.
Die Ergebnisse im Überblick
- Konfliktsituationen sollen durch eine angepasste Taktik der Polizei, die zukünftig bei risikoarmen Fußballspielen nicht sichtbar bereitgehalten werden kann, entschärft werden.
- Vereine und Fans sollen gemeinsam zu einer besseren Willkommenskultur gegenüber den Gästefans, etwa nach dem Motto „Wir freuen uns, euch hier begrüßen zu dürfen“, beitragen.
- Weiterhin werde die Zusammenarbeit durch klare Kommunikationsstrukturen, in die die jeweiligen Entscheider permanent eingebunden seien, deutlich verbessert. Dadurch können schnell klare Entscheidungen getroffen werden.
- Ziel sei es ebenfalls, zu einer gemeinsamen Risikoeinschätzung an-lässlich eines anstehenden Fußballspieles zu kommen. Es werden zu-künftig alle Sicherheitsakteure in Pflicht genommen und müssen Verantwortung tragen.
- Zum Thema Meldeauflagen und Bereichsbetretungsverboten werde das Innenministerium zusammen mit Justiz und Sicherheitsbehörden eine Handreichung für die Kommunen erarbeiten. So soll gewährleistet werden, dass gewaltbereite Fußballfans von ihren Wohnortbehörden in Baden-Württemberg gleich behandelt werden. Das Verfahren ist dann nicht mehr von Stadt zu Stadt unterschiedlich.