Rauschgiftkriminalität

Zahl der Drogentoten steigt im Jahr 2014 leicht an

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Drogen und Fixerutensilien.

Die Zahl der Drogentoten steigt nach dem vergleichsweise niedrigen Stand im Vorjahr landesweit von 121 auf 126 an. Damit sind im Vergleich zum Vorjahr fünf Drogenopfer mehr zu beklagen. Dennoch hat sich die Zahl der Drogentoten – gemessen am Höchststand im Jahr 2000 mit 287 Drogentoten – mehr als halbiert.

Unter den 126 Toten sind 112 (98)  Männer und 14 (23) Frauen. Das Durchschnittsalter liegt mit 36 (37) Jahren um ein Jahr niedriger als im Vorjahr. 2014 befinden sich unter den Todesopfern durch Rauschgift auch ein 16-jähriger Jugendlicher und ein 19-jähriger Heranwachsender. Bei den ausländischen Staatsangehörigen liegt die Zahl der Todesfälle mit 19 (18) auf dem Niveau des Vorjahres. Bei den Spätaussiedlern gehen die Todesfälle von 28 auf 26 zurück. Dominierend sind dabei weiterhin Personen aus Kasachstan mit zehn (12) Opfern.

„Trotz einem deutlichen Rückgang der Rauschgiftdelikte bei Heroin ist der langjährige Konsum dieser Droge immer noch die dominierende Todesursache“, sagte Innenminister Reinhold Gall am Dienstag, 30. Dezember 2014, in Stuttgart. Allein 57 (48) Fälle seien auf Konsum von Heroin zurückzuführen. Dabei seien Drogenkarrieren von über zehn Jahren keine Seltenheit.

„Sorge bereitet mir die ungebrochene Beliebtheit der neuen psychoaktiven Substanzen, auch Legal Highs genannt“, sagte der Innenminister. Mit knalligen Farben, Spaßmotiven und exotischen Namen auf den Verpackungen werde die enorme Gefahr dieser Stoffe bewusst verschleiert. So seien in Baden-Württemberg mehrere Jugendliche und Erwachsene nach dem Konsum dieser Stoffe mit Atemnot und Krampfanfällen notärztlich versorgt und in Krankenhäuser eingeliefert worden. „Leider konnte den Patienten nicht mehr in jedem Fall geholfen werden. Im vergangenen Jahr haben diese Designerdrogen sechs (0) Todesopfer gefordert, ein trauriger Beweis dafür, dass die unberechenbare und lebensbedrohliche Wirkungen völlig unterschätzt wird“, betonte Gall.

Er warne deshalb eindringlich vor dem Konsum derartiger Substanzen. So verstarben vier der sechs Todesopfer aufgrund von Überdosierungen und Herzrhythmusstörungen. Zwei 25- und 26-jährige männliche Drogenkonsumenten hätten sich nach Einnahme von Räuchermischungen aus dem Fenster gestürzt und dabei tödliche Verletzungen erlitten. „Unter Einwirkung von synthetischen Cannabinoiden kommt es häufig zu Panikattacken oder Wahnvorstellungen“, sagte der Innenminister.

Die psychoaktiven Substanzen seien bisher einzeln dem Betäubungsmittelrecht unterstellt. Dies führe dazu, dass in kürzester Zeit neue lebensgefährliche Abwandlungen dieser Substanzen hergestellt würden. „So entsteht ein Wettlauf zwischen immer neuen Varianten und ihrer Aufnahme in das Betäubungsmittelgesetz“, betonte Innenminister Gall.

Nachdem der Europäische Gerichtshof mit seinem Urteil vom 10. Juli 2014 die Ahndung des Missbrauchs von neuen psychoaktiven Substanzen nicht mehr nach den Strafvorschriften des Arzneimittelgesetzes zulasse, bedürfe es sachgerechter gesetzlicher Regelungen zum Schutz der Bevölkerung. „Deshalb haben wir bei der Innenministerkonferenz die Bundesregierung aufgefordert, gesetzliche Anpassungen wie beispielsweise die Stoffgruppenunterstellung im Betäubungsmittelrecht zu prüfen und angemessene Regelungen einzuführen“, betonte der Innenminister.

Allein gesetzliche Regelungen seien jedoch nicht zielführend, vielmehr müsse weiter über die Gefahren der vermeintlich harmlosen Drogen aufgeklärt werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder und Jugendlichen ohne Unrechts- und Gesundheitsbewusstsein zu Drogen greifen“, sagte Innenminister Gall.

Ein notwendiges und wirksames Mittel gegen den Drogenmissbrauch sei nach wie vor eine umfassende Präventionsarbeit, um besonders junge Menschen vor dem Einstieg in eine Drogenkarriere zu bewahren. Dabei könne seit Jahren auf ein bewährtes Netzwerk aus Kommunen, Schulen und Sozialeinrichtungen zurückgriffen werden. „Nur mit diesem gesamtgesellschaftlichen Ansatz kann es gelingen, den Drogenkonsum wirksam und nachhaltig einzudämmen“, sagte der Innenminister.
 
Die vom Innenministerium herausgegebene Informationsbroschüre „Risiko Drogen“ sei besonders für Pädagogen, Erzieher und Ausbilder mit unmittelbarem Kontakt zu jungen Menschen geeignet, um authentisch über Risiken und Folgen des Konsums von legalen und illegalen Suchtmitteln informieren zu können. Die Broschüre könne unter www.polizei-bw.de heruntergeladen oder direkt beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg (praevention@polizei.bwl.de) bestellt werden.

                                                                         *
Die meisten Drogentoten im Jahr 2014 gab es mit jeweils neun Opfern in der Landeshauptstadt Stuttgart (12) und in Mannheim (8), gefolgt von Ludwigsburg (10) mit acht Opfern. Der deutlichste Rückgang ist in Lörrach (von sechs auf ein Opfer) zu verzeichnen. Daneben habe es in den Land- und Stadtkreisen Baden-Baden, Bodenseekreis, Enzkreis, Heidelberg, Heidenheim, Breisgau-Hochschwarzwald, Main-Tauber-Kreis, Schwarzwald-Baar-Kreis, Sigmaringen und Waldshut keine Rauschgift-Todesfälle gegeben.

Anlage
Regionale Verteilung der Rauschgifttoten

Weitere Meldungen

Geldscheine, Pistolenlauf und Drogen.
Sicherheit

Organisierte Kriminalität und Wirtschaftskriminalität im Jahr 2024

Elektronische Sirenenanlage
Sirenenförderprogramm 2025

Innenministerium legt neues Sirenenförderprogramm auf

CyberSicherheitsForum 2025
CyberSicherheitsForum 2025

Save the date

Gedenkstätte der Heimatvertriebenen in Bad Cannstatt.
Heimatvetriebene

75. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen

v.l.n.r.: Landespolizeidirektor Norbert Schneider, Leitender Kriminaldirektor Raoul Hackenjos, Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz
Polizei

Raoul Hackenjos wird neuer stellvertretender Leiter der Hochschule für Polizei

Das Dienstgebäude des Innenministeriums in der Willy-Brandt-Straße 41.
Polizei

Schlag gegen international organisierte Telefontrickbetrüger: Haftbefehle vollstreckt

Dichter Verkehr. Quelle: Fotolia
Polizei

Wochenendprognose für den Verkehr

Wappen der Polizei Baden-Württemberg auf Polizeihubschrauber.
Polizei

Landesregierung gibt Ermittlungsbehörden neue Instrumente an die Hand

von links nach rechts: Staatssekretär Thomas Blenke, Polizeivizepräsident Fred Braun und Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz
Polizei

Polizeivizepräsident Braun in den Ruhestand verabschiedet

von links nach rechts: Staatssekretär Thomas Blenke, Polizeipräsident Jürgen von Massenbach-Bardt und Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz
Polizei

Jürgen von Massenbach-Bardt zum neuen Leiter des Polizeipräsidiums Konstanz bestellt

Kerze
Zugunglück

Innenminister Thomas Strobl zum schweren Zugunglück bei Riedlingen

Verleihung Gigabitkommune@BW
Digitalisierung

55 baden-württembergische Städte und Gemeinden als „Gigabitkommune@BW“ ausgezeichnet

Zwei Polizeibeamte bei einer Streife.
Innere Sicherheit

Waffen- und Messerverbote in Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs

Dichter Verkehr. Quelle: Fotolia
Polizei

Wochenendprognose für den Verkehr

Kreativwettbewerb Verkehrssicherheit
Polizei

Preisverleihung des Kreativwettbewerbs für mehr Sicherheit im Straßenverkehr