Polizei

Landesregierung gibt Ermittlungsbehörden neue Instrumente an die Hand

Für mehr Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger erhält die Polizei ein modernes und hochwirksames Analyseinstrument. Das Kabinett hat dazu ein Konzept und die Änderung des Polizeigesetzes zur Anhörung freigegeben.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Wappen der Polizei Baden-Württemberg auf Polizeihubschrauber.

Die Spitzen der grün-schwarzen Regierungskoalition hatten sich am 23. September 2024 auf ein umfassendes Maßnahmenpaket verständigt, um mit konkreten Maßnahmen schnell einen signifikanten Sicherheitsgewinn zu erzielen. Eine zentrale Maßnahme war die Einführung einer verfahrensübergreifenden Recherche- und Analyseplattform (VeRA), um bei der Terrorismusbekämpfung und der Verhinderung schwerster Straftaten große Datenmengen auf Knopfdruck zusammenzuführen und auswerten zu können. Das Kabinett hat dazu am 29. Juli 2025 ein Konzept und die Änderung des Polizeigesetzes zur Anhörung freigegeben.

„Nach den furchtbaren Anschlägen und Gewalttaten im vergangenen Jahr hatte die Landesregierung im Herbst ein Sicherheitspaket auf den Weg gebracht. Nach und nach setzen wir die darin vereinbarten Maßnahmen um. Dazu gehört eine Änderung des Polizeigesetzes, die wir heute im Ministerrat gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Wir geben unseren Polizistinnen und Polizisten damit ein modernes und hochwirksames Analyseinstrument an die Hand – für mehr Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Land“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrates.

Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl erklärte dazu: „Angesichts rasch wachsender Bedrohungen unserer inneren und äußeren Sicherheit und der technologischen Aufrüstung der Gefährder brauchen unsere Sicherheitskräfte, die Polizei, aber auch unsere Dienste und die Bundeswehr leistungsstarke und gleichzeitig sichere, souveräne und den europäischen Standards entsprechende Lösungen zur Gefahrenerkennung und -abwehr im digitalen Raum. Kurz: Die Sicherheitslage erfordert es, dass unsere Polizei die beste und sicherste Software einsetzt, die es auf dem Markt gibt. Nur wenn die Polizei weiß, was sie weiß – und das am besten sekundenschnell – kann sie die Menschen bestmöglich schützen. Mit den heutigen Kabinettsbeschlüssen schließen wir die aktuell bestehende Fähigkeitslücke bei den Ermittlungsbehörden kurzfristig und ebnen gleichzeitig den Weg für eine langfristig souveräne europäische Lösung. Unser Konzept ist sowohl kurzfristig als auch langfristig auf den bestmöglichen Schutz der Menschen im Land ausgerichtet.“

Änderung des Polizeigesetzes

Parallel zum Aufbau der dafür notwendigen Technik hat das Kabinett die Änderung des Polizeigesetzes für den späteren Einsatz einer VeRA beschlossen und um die Möglichkeit einer automatisierten Datenverarbeitung erweitert. Das Polizeigesetz ist dabei offen für jede Software, die eine verfahrensübergreifende Recherche und Analyse ermöglicht. Das heißt: Die Polizei hat die rechtlichen Möglichkeiten für den Einsatz einer entsprechenden Software, ohne durch das Polizeigesetz an einen bestimmten Anbieter gebunden zu sein. Die Einführung und auch die Nutzung der jeweiligen Software erfolgt dabei auf Grundlage der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.

Zur Überwachung des neuen gesetzlichen Werkzeugs wird darüber hinaus die parlamentarische Kontrolle erweitert. Dies übernimmt das geheim tagende Parlamentarische Kontrollgremium. Dies soll vier Mal im Jahr erfolgen. Dem Gremium werden dabei unter anderem ein IT-Sicherheitsbericht zur Software-Nutzung und die durchgeführten IT-Audits durch das Bundesamt für Informationssicherheit vorgelegt.

Überbrückungslösung für unmittelbaren Bedarf der Sicherheitsbehörden

Die Sicherheitslage erfordert es, der Polizei unverzüglich eine Software  an die Hand zu geben, die große Datenmengen verarbeiten und analysieren kann. Beim Einsatz der Software achtet das Land streng auf die Sicherheit: Im Vertrag mit dem aktuellen Software-Anbieter sind Vereinbarungen zur IT-Sicherheit enthalten. Demnach dürfen unter anderem weder die Software selbst noch Updates Funktionen zum unerwünschten Absetzen/Ausleiten, zum unerwünschten Verändern/Manipulieren oder zum unerwünschten Einleiten von Daten oder auch unerwünschte Funktionserweiterungen (sog. Backdoors) enthalten.

Zudem erfolgt die Nutzung des Systems getrennt vom öffentlichen Netz und ausschließlich in gesicherten Rechenzentren in Deutschland unter Hoheit der Polizei. Dabei erfolgt die Anwendung unter eigenen technischen Rahmenbedingungen, die regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. Alle relevanten Aspekte, insbesondere im Zusammenhang mit der Informationssicherheit und Betriebsstabilität, werden fortlaufend berücksichtigt und die Palantir-Software in den Punkten IT-Sicherheit und Datenschutz umfassend geprüft. Ein Zugriff durch ausländische Stellen ist ausgeschlossen. Auch wird die Nutzung dieser Software zeitlich begrenzt und dient aktuell dazu, die erforderlichen Fähigkeiten umgehend bereitzustellen.

Mittelfristig: Kooperation zur Entwicklung einer souveränen europäischen Lösung

Mit Blick darauf, dass die Nutzung von Palantir lediglich eine Übergangslösung ist, hat Innenminister Thomas Strobl eine Kooperation mit Industriepartnern auf den Weg gebracht, um eine souveräne europäische Software, eine Europa-VeRA, zu entwickeln. Diese soll den Ermittlungsbehörden die notwendigen technischen Fähigkeiten zur Recherche und Analyse großer Mengen polizeilicher Daten langfristig und unabhängig gewährleisten. Initiale Projektpartner sind zunächst die Airbus Defence and Space GmbH und die Digitalsparte der Schwarz Gruppe, Schwarz Digits. Weitere Unternehmen können folgen. Baden-württembergische Sicherheitsbehörden begleiten dieses Projekt eng mit Blick auf die spezifischen fachlichen Bedarfe an eine VeRA.

„Europa muss bei der Software-Entwicklung aufholen und souveräner werden. Das ist von strategischer Bedeutung in Zeiten, in denen sich die geopolitische Tektonik verschiebt. Palantir ist dabei eine Zwischenlösung, eine Brückentechnologie, um den Schutz der Menschen in dieser fragilen Sicherheitslage bestmöglich zu gewährleisten. Klar war für mich freilich immer: Wir in Europa müssen gerade im Bereich der Sicherheitspolitik souveräner werden. Eine eigene europäische Lösung ist hier jetzt bereits im Entstehen: Der deutsch-französischen Technologiemotor aus Airbus und Schwarz Digits hat das Potenzial, die technologische und sicherheitspolitische Souveränität Europas entscheidend voranzubringen“, sagte der Innenminister.

Weitere Meldungen

Landtagsgebäude von Baden-Württemberg in Stuttgart.
Sicherheit

Gesetz zum besseren Schutz vor Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Paragraphen. Quelle: Fotolia
Sicherheit

Landtag beschließt neues Verfassungsschutzgesetz

Öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr im Schlosshof in Ludwigsburg
Bundeswehr

Feierliches Gelöbnis der Deutsch-Französischen Brigade

Wappen der Polizei Baden-Württemberg. (Bild: © Steffen Schmid)
Polizei

Landtag beschließt Neufassung des Polizeigesetzes

Geldmünzen und -scheine. Quelle: Fotolia.
Regierung

Haushaltskommission einigt sich auf Eckpunkte des Nachtragshaushalt

Bevölkerungsschutz Auszeichnung
Ehrenamt

Auszeichnung ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz Rottenburg

Das Dienstgebäude des Innenministeriums in der Willy-Brandt-Straße 41.
Zumeldung

Härtere Strafen für Geldautomatensprenger

Glasfaserkabel sorgen für schnelles Internet.
Digitalisierung

Breitbandbericht 2025 zeigt die Fortschritte beim Ausbau der digitalen Infrastruktur

Ein Einbrecher hebelt eine Terrassentür auf. Quelle: Fotolia
Polizei

Schwerpunktaktion zur Bekämpfung der Wohnungseinbruchskriminalität

Das Dienstgebäude des Innenministeriums in der Willy-Brandt-Straße 41.
Zumeldung

Das Bundesinnenministerium verbietet die Vereinigung „Muslim Interaktiv“

LPD Schneider
Polizei

Norbert Schneider wird neuer Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Freiburg

MIN Brüssel Europol
EUROPOL

Thomas Strobl nimmt an der 17. Sitzung des EUROPOL-Kontrollgremiums teil

Kommunaltagung des BMI
Kommunen

Zusammen zukunftsfest – BMI veranstaltet die zweite Kommunaltagung

Bevölkerungsschutz Auszeichnung
Ehrenamt

Auszeichnung ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz

Besuch bei der Deutsch-Französischen-Brigade
Bundeswehr

Innenminister Thomas Strobl zu Besuch bei der Deutsch-Französischen-Brigade