„Zur Identität einer Volksgruppe gehören ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Bräuche und ihre Traditionen. Die Tracht weist uns nach außen als Zugehöriger einer bestimmten Gemeinschaft aus und sie unterstreicht das Gefühl, zusammen zu gehören. So erleben wir bei einem Trachtenfest den vermutlich stärksten Ausdruck der Identität einer Volksgruppe.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall beim diesjährigen Landestrachtenfest und Volkstanzfestival der Banater Schwaben am Samstag, 15. Juni 2013, in Göppingen.
Mit Veranstaltungen wie der heutigen sowie mit Kulturtagungen, Heimatortsgemeinschaften oder in Musik- und Tanzgruppen pflegten die Banater Schwaben ihre Kultur und ihre Gemeinschaft in ganz besonderem Maße. Seit vielen Jahren begleite sie dabei das Land Baden-Württemberg - zum einen aus einer landsmannschaftlichen Verbundenheit heraus, zum anderen auf Grundlage des Bundesvertriebenengesetzes. Dieses Gesetz, das in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiere, habe die Weichen für die Integration von Millionen von Menschen gestellt und einen Neuanfang ermöglicht. Heutzutage werde manchmal gefragt, wo so viele Jahre nach Krieg und Vertreibung noch Platz sei für die Kulturpflege nach dem Bundesvertriebenengesetz. „Für mich stellt sich diese Frage nicht. Ich meine vielmehr, dass der Gesetzgeber damals eine zukunftsträchtige Vision geschaffen hat, die bis heute trägt“, erklärte Gall.
Der Gesetzgeber habe die Kulturpflege aber nicht auf die Vertriebenen beschränkt, sondern auf die Vertreibungsgebiete bezogen. Der Auftrag zur Kulturpflege sei also nicht an die Erlebnisgeneration gebunden und habe damit auch kein bestimmbares Ende. Weil die Erlebnisgeneration weniger werde, sei es umso wichtiger, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse von Krieg, Flucht und Vertreibung in unser kollektives Gedächtnis zu überführen. „Es ist wichtig, dass wir diese Erinnerung pflegen, damit auch unsere Kinder und Enkel wissen, was in der Mitte Europas geschehen ist. Denn wer nicht weiß, was geschehen ist und aus welchem Grund, der läuft Gefahr, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, betonte der Minister.