Der Verkehrswarndienst vermeldete unter anderem ein entlaufenes Kamel, einen entflohenen Hornissenschwarm und ein verlorenes Stand-up-Paddle.
„Im vergangenen Jahr hat der Verkehrswarndienst in Baden-Württemberg im Schnitt alle acht Minuten eine Verkehrs- oder Gefahrenmeldung abgesetzt. Das sind in der Summe 63.944 Verkehrs- und Gefahrenmeldungen und damit knapp 5.000 mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigten der Landesmeldestelle für den Verkehrswarndienst sorgen mit ihren Meldungen ganz entscheidend für mehr Verkehrssicherheit in unserem Land. Sie warnen die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer schnell und aktuell vor gefahrenträchtigen Situationen“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz 2024 der Landesmeldestelle für den Verkehrswarndienst Baden-Württemberg.
Der Schwerpunkt der Meldungen lag nach wie vor bei den Bundesautobahnen mit 40.475 Fällen (2023: 37.618), gefolgt von den Bundesstraßen mit 16.111 Fällen (2023: 15.252) sowie den Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen mit 6.635 Fällen (2023: 5.869). Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen in Baden-Württemberg war an den Wochenenden deutlich geringer als an Werktagen. Die verkehrsreichsten Tage waren der Dienstag und der Mittwoch mit jeweils knapp 16 Prozent aller Verkehrsmeldungen. Wie schon in den vergangenen Jahren hatte die A5 zwischen Karlsruhe und Basel, in beiden Fahrtrichtungen, mit 5.650 (2023: 5.493) Fällen die meisten gemeldeten Verkehrsstörungen. Ursächlich sind mehrere dort eingerichtete Baustellen sowie ein hohes Verkehrsaufkommen.
Längster Stau des Jahres
Auf der A81, zwischen den Anschlussstellen Dreieck Leonberg und Mundelsheim in Fahrtrichtung Heilbronn ereignete sich im März 2024 mit circa 25 Kilometern in der Spitze der längste Stau des Jahres. Verantwortlich war ein Verkehrsunfall in Verbindung mit mehreren Baustellen auf diesem Streckenabschnitt.
„Bilden Sie unverzüglich eine Rettungsgasse, wenn der Verkehr stockt oder sich ein Stau entwickelt. Damit retten Sie Leben! Sie erleichtern den Einsatz- und Rettungskräften ihre Arbeit - Sekunden können hier entscheidend sein. Wer keine Rettungsgasse bildet oder sie gar unerlaubt nutzt, macht sich strafbar. Das ahndet die Polizei konsequent und zeichnet mir ihren Dashcam-Systemen die Verstöße beweissicher auf“, so Innenminister Thomas Strobl.
Im Jahr 2024 stiegen die Meldungen über Falschfahrer von 385 (2023) auf 395 an. Die Anzahl der Verkehrsunfälle in diesem Zusammenhang erreichte mit 25 den gleichen Stand wie im Vorjahr. Dabei kam ein Mensch ums Leben (2023: ebenfalls ein Mensch), 20 (2023: fünf) Personen wurden leicht und acht (2023: sechs) schwer verletzt. Eine Häufung der Falschfahrer an Samstagen (76) und Sonntagen (83) war erneut auffällig. An diesen beiden Wochentagen kam es somit zu rund 40 Prozent aller Falschfahrten in Baden-Württemberg. Die gemeldeten Fälle von Personen, die Gegenstände auf die Fahrbahn warfen, sind im Vergleich zum Vorjahr (76) mit insgesamt 47 deutlich rückläufig. Fast täglich hat der Verkehrswarndienst auch vor Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern auf Bundesautobahnen und Kraftfahrstraßen gewarnt. Die Anzahl der Meldungen sank im Jahr 2024 auf 318 (2023: 346).
Mehr Gefahrenmeldungen über Gegenstände auf der Fahrbahn
Die Gefahrenmeldungen über Gegenstände auf der Fahrbahn nahmen im Jahr 2024 mit insgesamt 31.891 (2023: 28.951) Fällen zu. Zudem erhöhte sich die Anzahl der Fälle von verlorener Ladung im Straßenverkehr von 404 (2023) auf 486. So warnte der Verkehrswarndienst beispielsweise vor einem Sofa sowie einem Fahrzeuganhänger, der sich aus ungeklärter Ursache vom Fahrzeug einer Pkw-Lenkerin gelöst hatte. Auf der A8 nahe der bayrischen Grenze wurde ein Gepäckträger mitsamt eines Stand-up-Paddle-Boards sowie dem dazugehörigen Campingequipment, verteilt auf allen drei Fahrstreifen, gemeldet. Im Dezember 2024 ereignete sich im Bereich Heilbronn auf der A6 ein außergewöhnlicher Verkehrsunfall, bei dem mehrere Fahrzeuge mit einer verloren gegangenen Hundehütte kollidierten. Eine Frau wurde hierbei verletzt und es entstand ein Sachschaden in fünfstelliger Höhe.
Im Jahr 2024 führten verschiedene Tiere auf der Fahrbahn zu polizeilichen Einsätzen. In 3.750 (2023: 3.709) Fällen wurde gewarnt – beispielweise vor mehreren Schwänen, 20 Ziegen und vor einem entlaufenen Kamel. Ein Kuriosum ereignete sich im Bereich Karlsbad im Kreis Karlsruhe. Ein Verkehrsteilnehmer meldete einen Hornissenschwarm, der den Straßenverkehr beeinträchtigte. In Königsbronn im Kreis Heidenheim an der Brenz erfasste ein Fahrer eine Schafherde. Dem Pkw-Lenker gelang es nicht mehr, rechtzeitig zu bremsen. 13 Schafe verendeten an der Unfallstelle, der Autofahrer blieb glücklicherweise unverletzt.
Die Landesmeldestelle für den Verkehrswarndienst Baden-Württemberg des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen ist neben der Veröffentlichung von eigenen Meldungen für die Verifizierung und Freigabe der von den 13 regionalen Polizeipräsidien erstellten Verkehrs- und Gefahrenmeldungen verantwortlich.
Die zentrale Meldestelle im Lagezentrum der Landesregierung trägt damit entscheidend zur Verkehrssicherheit auf den Straßen Baden-Württembergs bei. Aufgrund eines engen Informationsaustausches mit den angrenzenden Ländern und dem benachbarten Ausland ist zudem gewährleistet, dass die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auch im Grenzgebiet über länderübergreifende Sachverhalte unverzüglich informiert werden.
Sämtliche Informations- und Warnmeldungen werden dabei von den Radiosendern veröffentlicht und von Navigationsgeräten verarbeitet.
Meldungen und Ursachen im Überblick
2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Differenz absolut | Differenz in % | |
Meldungen gesamt | 51.295 | 53.546 | 59.305 | 63.944 | +4.639 | +7,82 % |
Meldungen nach Klassifizierungen | ||||||
Bundesautobahnen | 32.519 | 34.426 | 37.618 | 40.475 | +2.857 | +7,59 % |
Bundesstraßen | 12.937 | 13.528 | 15.252 | 16.111 | +859 | +5,63 % |
Land-, Kreis- und Gemeindestraßen | 5.306 | 5.396 | 5.869 | 6.635 | +766 | +13,05 % |
Ursachen bei Straßen mit Klassifizierung | ||||||
Verkehrsstörungen Beispielsweise Stau oder stockender Verkehr, Unfall, Baustelle | 18.832 | 19.952 | 22.625 | 24.886 | +2.261 | +9,99 % |
Gefahrenmeldungen Beispielsweise Gefahr durch Personen, Tiere oder Gegenstände auf der Fahrbahn | 31.460 | 32.934 | 36.877 | 40.187 | +3.310 | +8,98 % |
Sonstige Meldungen Beispielsweise Hochwasser, Veranstaltungen oder Unwetterwarnungen | 254 | 352 | 392 | 496 | +104 | +26,53 % |
Bundesautobahnen im Vergleich
Anzahl der Meldungen | Differenz | Längster Stau / stockender Verkehr in km | ||||
Straße | 2023 | 2024 | absolut | in % | 2023 | 2024 |
BAB 5 | 9.678 | 10.214 | +536 | +5,54 % | 28 | 25 |
BAB 6 | 6.156 | 6.999 | +843 | +13,69 % | 26 | 8 |
BAB 7 | 1.418 | 1.515 | +97 | +6,84 % | 20 | 20 |
BAB 8 | 8.793 | 9.716 | +923 | +10,50 % | 26 | 20 |
BAB 61 | 407 | 303 | -104 | -25,55 % | 9 | 6 |
BAB 81 | 8.233 | 8.577 | +344 | +4,18 % | 25 | 25 |
BAB 96 | 999 | 1.182 | +183 | +18,32 % | 8 | 0 |
BAB 98 | 672 | 649 | -23 | -3,42 % | 6 | 5 |
BAB 656 | 533 | 510 | -23 | -4,32 % | 3 | 6 |
BAB 659 | 294 | 282 | -12 | -4,08 % | 4 | 0 |
BAB 831 | 102 | 158 | +56 | +54,90 % | 8 | 5 |
BAB 861 | 271 | 315 | +44 | +16,24 % | 8 | 6 |
BAB 864 | 62 | 55 | -7 | -11,29 % | 0 | 0 |
Gesamt | 37.618 | 40.475 | +2.857 | +7,59 % |