Innenminister Thomas Strobl berichtet heute im Ministerrat zur Unwetterlage im Land. Seit einer Woche fordern Unwetter die Hilfskräfte, die auch in der vergangenen Nacht zu hunderten im Einsatz waren, um Menschen zu retten und Schäden zu mindern.
„Seit über einer Woche ziehen täglich schwere Unwetter übers Land, die verheerende regionale Schäden verursachen und unsere Einsatzkräfte weit über das übliche Einsatzgeschehen hinaus fordern. Allein in der vergangenen Nacht waren landesweit rund 4.000 Einsatzkräfte aktiv, um Menschen zu retten und Schäden zu mindern. Die Polizei verzeichnete knapp 1.100 witterungsbedingte Notrufe. Für heute hat derDeutsche Wetterdienst erneut auf eine Wetterlage mit hohem Unwetterpotential hingewiesen. Mein Dank geht an die Einsatzkräfte für ihren Dienst an unserer Gemeinschaft und unserer Gesellschaft, unter oft schwierigen und gefährlichen Bedingungen und teilweise unter Einsatz ihres Lebens oder ihrer Gesundheit“, sagte der Stv. Ministerpräsident und InnenministerThomas Strobl. Zuvor hatte er im Ministerrat zur Unwetterlage im Land berichtet.
Unwetter verursacht Sachschäden und Überflutungen
„Am gestrigen Montagabend zog ab etwa 19.00 Uhr bis gegen 3.00 Uhr in der Frühe eine Unwetterfront vom Süd-Westen nach Nord-Osten durch Baden-Württemberg. Punktuell wurden Hagelschlag mit einem Korndurchmesser bis 5 cm sowie orkanartige Böen gemeldet. In der gesamten Breite der Unwetterfront kam es zu außergewöhnlich starkem Niederschlag. In Reutlingen etwa wurden 76 Liter pro Quadratmesser gemessen. In vielen Stadt- und Landkreisen kam es in der Folge zu unwetterbedingten Einsätzen durch vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, umgeknickten Bäumen und in Einzelfällen auch zu Bränden durch Blitzschlag. Besonders stark betroffen waren die Landkreise Reutlingen, Calw sowie die Landeshauptstadt Stuttgart. Bisher liegen uns zum Glück keine Berichte von schwerverletzten oder gar toten Personen vor. Es gibt leider einige Leichtverletzte, beispielsweise infolge heruntergefallener Äste. DieFeuerwehr und die DLRG mussten einige Personen aus ihren Häusern und aus Tunnels retten – auch Taucher kamen dabei zum Einsatz. Infolge des Unwetters beeinträchtigten oder blockierten umgekippte Verkehrszeichen, Baustellensicherungen und Bäume zahlreiche Straßen. Durch abgeknickte Äste wurden zudem Fahrzeuge beschädigt. Zahlreiche Straßen waren aufgrund der Wassermassen nicht mehr passierbar und mussten gesperrt werden“, führte Minister Thomas Strobl aus.
Besonders stark betroffene Landkreise und Städte
ImLandkreis Reutlingen war die Stadt Reutlingen besonders betroffen. Etwa 940 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, DLRG und Sanitätsorganisationen wurden zu mehr als 800 Unwettereinsätzen gerufen. Teilweise waren Straßen blockiert. Acht in Wohnungen eingeschlossenen Personen wurden durch Wasserrettungseinheiten und Feuerwehrtaucher gerettet. Die Echaz war übergelaufen und flutete Tiefgaragen, ein Klärwerk wurde überspült.
InStuttgart waren zahlreiche Unterführungen überflutet. Der ÖPNV war ab 20.25 Uhr komplett eingestellt. Teile des Dachs am Opernhaus wurden abgedeckt, 250 Besucher mussten evakuiert werden. Auch im Landtag war ein kleinerer Wassereinbruch zu verzeichnen.
Die Lage imLandkreis Calw ist durch eine Vielzahl an Einsätzen durch Überflutungen und durch mehrere Hangrutsche gekennzeichnet.
ImLandkreis Tübingen wurden etwa 400 Einsatzstellen gemeldet. Im Tunnel der B 27 bei Dußlingen blieben mehrere Fahrzeuge stecken, Fahrzeuginsassen mussten mit Booten befreit werden. Die Steinlach drohte über die Ufer zu laufen, weshalb Anwohner per Lautsprecher aufgefordert wurden, obere Stockwerke aufzusuchen.
Im Landkreis Freudenstadt gab es starken Hagelschlag in Baiersbronn und mehrere Hangrutsche in Tonbach.
DerBodenseekreis meldete 126 Einsatzstellen. Zwei Personen mussten auf dem Bodensee gerettet werden.
Im Landkreis Esslingen musste ein Pflegeheim in Aichtal nach einem Wassereinbruch evakuiert werden.
Modernes Risiko- und Krisenmanagement erforderlich
„Der Klimawandel ist aktuell eine der großen Menschheitsherausforderungen – und die damit verbundenen Starkregenereignisse, Vegetationsbrände und Extremwetterlagen werden uns weiter verstärkt fordern. Eine bessere Vorsorge und eine Stärkung des Bevölkerungsschutzes sind daher ebenso angesagt wie ein modernes Risiko- und Krisenmanagement“, so Innenminister Thomas Strobl.