„Trotz sinkender Zahlen bleibt die Jugendgewalt weiterhin eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Mit den jetzt gewonnenen Erkenntnissen aus dem Förderprogramm „Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt“ können wir für eine stärkere Verzahnung von Suchthilfe und Gewaltprävention im ganzen Land sorgen“, sagte Innenminister Reinhold Gall bei der Abschlussveranstaltung des Förderprogramms am Montag, 8. Dezember 2014, in Stuttgart.
Mit dem im Oktober 2010 gestarteten und von der Baden-Württemberg Stiftung mit einer Million Euro geförderten Programm habe man jungen Teilnehmern die Zusammenhänge von Alkoholkonsum und strafwürdigem Verhalten verdeutlicht. Denn immer noch sei bei Gewaltstraftaten von jungen Menschen viel zu oft Alkohol mit im Spiel. Bei rund einem Drittel sei Alkohol sogar der entscheidende Faktor einer Gewaltstraftat. „Deshalb sind wir mit der Förderinitiative „Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt“ - kurz PAJ - neue Wege gegangen und haben uns um einen ganzheitlichen Ansatz und ein vernetztes Vorgehen beispielsweise zwischen Jugendhilfe, kommunalen Suchtbeauftragten, Polizei und Vereinen gekümmert“, erklärte Gall.
Einen besonderen Weg habe man auch bei der Auswahl der Zielgruppe eingeschlagen. Ganz bewusst habe man sich Projektteilnehmer ausgesucht, die bereits durch Gewalthandlungen oder als Verkehrsteilnehmer unter Alkoholeinfluss aufgefallen seien. Neu sei auch gewesen, dass die Projekte vorgegebene Mindeststandards hätten einhalten müssen und die Projektbeteiligten vorbereitende Schulungen hätten absolvieren müssen. Ein Fachgremium unter Vorsitz des Innenministeriums und unter Beteiligung von Vertretern der Wissenschaft, der Justiz, der Landesstelle für Suchtfragen, dem Kommunalverband für Jugend- und Soziales Baden-Württemberg, der Kommunalen Landesverbände, der Polizei und der Baden-Württemberg Stiftung hätte aus 61 eingereichten Projektförderanträge schließlich 26 Einzelprojekte ausgewählt und als förderungswürdig anerkannt, die ab Oktober 2011 ihre Arbeit aufgenommen hätten. Dank der Baden-Württemberg Stiftung habe man den neuen Präventionsansatz mit einer Million Euro fördern und die 26 Einzelprojekte mit bis zu 40.000 Euro unterstützen können.
Der Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, Christoph Dahl, unterstrich deshalb nochmals das Stiftungsengagement: „Unser Ziel ist es, Gewalt unter Jugendlichen erst gar nicht entstehen zu lassen. Mit unseren Präventionsprogrammen leisten wir dazu einen wichtigen Beitrag und zeigen, wie das gelingen kann. Dieses Programm war wichtig und wir haben es gerne gefördert.“
Innenminister Reinhold Gall wertete das Gesamtprojekt als Erfolg, weil es gelungen sei, für die meisten Einzelprojekte neue Kooperationspartner und Sponsoren zu finden, was bedeute, dass diese Projekte fortgeführt würden. Andere Projekte seien bereits in bestehende Präventionsnetzwerke integriert und in deren Alltagsangebot dauerhaft überführt worden. Zwei Projekte seien sogar als herausragend und innovativ nominiert, eines sogar prämiert worden. Wichtigste Erkenntnis, und das freue ihn ganz besonders, sei für ihn, dass die jungen Menschen Interesse daran gehabt hätten, ihre Zukunft positiv mit zu gestalten. Den Projektverantwortlichen, den Betreuerinnen und Betreuern dankte der Innenminister ausdrücklich, denn deren Arbeit mache jungen Menschen Mut. Wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt sei für ihn die stärkere Verzahnung von Suchthilfe und Gewaltprävention: „Wenn es uns gelingt, aus der „Tüftlerwerkstatt PAJ“ Werkzeuge und Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendgewalt in Baden-Württemberg im Alltag abzuleiten und damit landesweite Standards zu schaffen, können sich die Projekterkenntnisse beispielsweise über eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus dem Innenministerium, Justiz- und Sozialministerium vorteilhaft im Jugendstrafverfahren und bei Diversionsmaßnahmen niederschlagen“, sagte Innenminister Reinhold Gall.
Um einen Blick von außen auf das Projekt und eine unabhängige Untersuchung zu gewinnen, habe man mit der Verpflichtung eines renommierten externen Dienstleisters Neuland betreten. Während bisherige Förderinitiativen sich meist auf die positiven Wirkungen und Maßnahmen verlassen hätten, sei in diesem Fall „proVal Niedersachsen“ mit der Evaluation und wissenschaftlichen Betreuung der Förderinitiative PAJ beauftragt worden. Die Evaluation belege, dass nicht nur die gesteckten Ziele erreicht worden seien, sondern dass auch ein wertvoller Erfahrungsschatz gewonnen werden konnte. Und schließlich, und das sei für Schwaben ja nicht unerheblich, seien die investierten Mittel hervorragend angelegt worden.