Zur Eröffnung der Ausstellung stellten die Historiker Prof. Dr. Frank Engehausen (Universität Heidelberg), Dr. Robert Neisen (Universität Freiburg) und Dr. Christoph Raichle (Universität Stuttgart) aktuelle Forschungsergebnisse vor. Ein im Jahr 2014 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg initiiertes und koordiniertes sowie von der Baden-Württemberg-Stiftung mit insgesamt 1,45 Mio. Euro gefördertes Forschungsprojekt ermöglicht neue Erkenntnisse zur Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus.
Das Projekt macht deutlich, dass zwischen 1933 und 1945 auch Landesbedienstete die Durchsetzung und Ausgestaltung des Dritten Reichs vor Ort durch ihr persönliches Verhalten erst ermöglichten. Die Landesministerien handelten dabei zum großen Teil eigenverantwortlich, entgegen bisherigen Annahmen einer weitestgehenden Steuerung aus Berlin gab es durchaus Handlungsspielräume auf Landesebene.
Im Zentrum der Recherchen standen die Biographien badischer und württembergischer Ministerialbeamten, die in unterschiedlichen Funktionen auch an der NS-Repressionspolitik beteiligt waren. Nach 1933 kam es zu einem Prozess der Selbstgleichschaltung der Beamtenschaft und eines kollektiven politischen Opportunismus. Auch das Kriegsende 1945 stellte keinen schwerwiegenden Einschnitt dar. Wie überall in Deutschland kam es auch im Südwesten in großer Zahl zu einer erneuten Aufnahme in den öffentlichen Dienst.
Umso mehr hat das heutige Baden-Württemberg als Rechtsnachfolger die Pflicht zu Erinnerung und Aufarbeitung und nimmt diese Aufgabe ernst. Projekte wie die Wanderausstellung zur Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg sind wichtig für unser demokratisches Handeln und Selbstverständnis.
Die Ausstellung ist in Stuttgart im Innenministerium, Willy-Brandt-Straße 41, bis zum 3. November 2017 zu sehen. Sie ist montags bis freitags (außer an Feiertagen) zwischen 8:00 und 18:45 Uhr für Besucher frei zugänglich. Der Eintritt ist frei.