„Wer den Mut hat, einen so außergewöhnlichen Weg vom versierten Polizisten und Mordermittler hin zum Seelsorger zu wagen, der muss in sich einen tiefer liegenden Kompass, eine Berufung haben.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall in Stuttgart bei der Verabschiedung von Landespolizeidekan Werner Knubben.
Knubben habe als junger Polizist die Studentenunruhen erlebt, gesellschaftliche Umbrüche und den RAF-Terrorismus. In den 70er Jahren sei er bei der Kriminalpolizei als Mordermittler und Leichensachbearbeiter spannenden, aber auch belastenden Fällen auf der Spur gewesen. Er habe zum Beispiel in kriminalistischer Feinarbeit einen spektakulären Auftragsmord der sizilianischen Mafia an einem Taxifahrer in Salem aufgeklärt. „Wie ich gehört habe, brachte Ihnen der Fall zur Dekansweihe nicht nur die Schlagzeile ein ‚Von der Pistole zur Bibel, sondern auch den Glückwunschbrief einer der Täter aus der Haft“, sagte der Innenminister.
Als überaus begabter Polizeibeamter sei vor Knubben eine hoffnungsvolle Karriere gelegen, denn sein Weg sollte ab 1979 in den Höheren Polizeidienst führen. Dann habe er sich gefragt, was denn die eigentliche Berufung sei. 1979 habe er mit dem Studium der Theologie begonnen, eine kraftraubende Zeit zwischen Dienst und Studium. Eines Tages sei der Polizeiseelsorger Pater Eisele vor der Kommissariatstüre gestanden und habe gefragt, ob er seine Nachfolge übernehmen würde. Das sei im Jahr 1983 der Schritt in eine neue Zeit für ihn, aber auch für die Polizeiseelsorge gewesen. Bis dahin habe in der Polizei die Meinung vorgeherrscht, seelsorgerische oder psychologische Hilfe sei die Ausnahme. Entsprechend groß seien die Skepsis und die Berührungsängste mit Seelsorgern gewesen. Es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht und einen wie ihn, der das Schloss mit dem passenden Schlüssel geöffnet habe. „Mit Ihrer lebensnahen, zupackenden Art haben Sie die Tür für so manchen Skeptiker aufgemacht“, betonte Gall. Vielen Polizistinnen und Polizisten habe dabei geholfen, dass er den Beruf aus der eigenen Erfahrung heraus kannte.
Den Polizistinnen und Polizisten zur Seite stehen
Der Polizeiberuf sei umgeben von Sterben und Tod. Tragbar werde diese Last, weil es Menschen in der Seelsorge gebe, die den Polizistinnen und Polizisten zur Seite stehen. Die Polizei schätze diesen menschlichen Dienst und wisse, was Seelsorgerinnen und Seelsorger leisten. „Dass die Polizeiseelsorge in den letzten Jahrzehnten diese Entwicklung vollzogen hat, bleibt untrennbar mit dem Namen Knubben verbunden. Sie haben diesen Dienst am Menschen maßgeblich mit aufgebaut, gestaltet und geprägt“, betonte Innenminister Gall. Gerade in belastenden Einsatzsituationen brauche es ein Netz, das auffange. Man spüre, wie wichtig Knubben für die Menschen in der Polizei sei und man spüre schon jetzt, dass er der Polizei fehlen werde. „Im Namen der Polizei und unseres Landes sage ich Danke und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute“, sagte der Innenminister. Alles Gute wünsche er auch dem neuen Polizeiseelsorger Diakon Dr. Hubert Liebhardt. Mit seinem Erfahrungshorizont werde er neue Impulse einbringen und eine Bereicherung für die ebenfalls sehr vielfältige Polizei sein werden. Die wichtigste Befähigung trage er in sich, das sei der Wunsch, für Menschen da sein zu wollen. Denn Menschen seien es, die die Polizei ausmachten. „Für diesen Dienst wünsche ich Ihnen alles Gute“, hob Innenminister Gall hervor.