„An vielen Orten im Bundesgebiet sind heute und in diesen Tagen Menschen zur Feier des Tages der Heimat zusammengekommen. Für die meisten Besucher der Feierlichkeiten ist dieser Tag vor allem ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall bei den Feierlichkeiten des Bundes der Vertriebenen zum Tag der Heimat in Karlsruhe.
Alljährlich werde an diesem Tag der Menschen gedacht, die in der Folge des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben worden seien, und derjenigen, die bei der Vertreibung ihr Leben verloren hätten. Etwa 14 Millionen Menschen hätten in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch Krieg, Flucht und Vertreibung ihre Heimat verloren. Zwei Millionen davon hätten Flucht und Vertreibung mit ihrem Leben bezahlt. Inzwischen seien fast 70 Jahre vergangen. Die alte Heimat mit ihren Landschaften, Städten und Menschen sei uns ein Stück näher gerückt, seitdem die Mauer in Berlin gefallen sei und sich die Spannungen zwischen Ost und West gelockert hätten. „Glücklicherweise ist das so, auch wenn sich die alte Heimat im Osten verändert hat. Die Erinnerungen an sie bleiben, sie vergehen nicht“, betonte der Minister.
Der Tag der Heimat sei auch ein Tag der Mahnung, dass sich die schlimmen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges nicht wiederholten. Aus diesem Grund begrüße er auch ausdrücklich, dass die Verwirklichung des Zentrums gegen Vertreibungen mit dem Baubeginn im Juni wieder einen Schritt nach vorne gemacht habe. Baden-Württemberg trage aus Respekt vor dem Schicksal der Vertriebenen, aber auch auf der Grundlage des Bundesvertriebenengesetzes zur Pflege der Kultur der Heimatvertriebenen und Aussiedler bei. Das Gesetz, das vor 60 Jahren verabschiedet worden sei, beschränke die Kulturpflege nicht auf die Vertriebenen, sondern sei auf die Regionen bezogen, in denen die Kultur entstanden sei - auf die Vertreibungsgebiete.
Gemeinsame Geschichte und gemeinsame Kultur pflegen
„Dies ermöglicht uns gerade heute, wo Europa immer weiter zusammenwächst und gemeinsame Ziele formuliert, die gemeinsame Geschichte und die gemeinsame Kultur zu pflegen und aus ihr für die Zukunft zu schöpfen“, so Gall. Ausdrücklich hervorheben wolle er, dass die Vertriebenen viel für dieses gemeinsame Europa geleistet hätten. Denn nach dem Krieg hätten sie nicht Rache oder Vergeltung gewollt, sondern sich mit ihrer Charta ausdrücklich für ein geeintes Europa ausgesprochen. Sie hätten unverzichtbare Versöhnungshilfe geleistet und würden dies auf vielfältige Weise bis heute tun.
Das Motto des diesjährigen Tages der Heimat „Kulturerbe - Reichtum und Auftrag“ passe zum runden Geburtstag des Bundesvertriebenengesetzes. Gall sagte: „Wir müssen unser kulturelles Erbe schützen und bewahren, um es künftigen Generationen unbeschadet überliefern zu können. Dies dient nicht nur der Festigung der eigenen Identität, sondern auch der Völkerverständigung.“ Das Motto drücke auch aus, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar miteinander verbunden seien. Wir würden heute aus unserer reichen Vergangenheit schöpfen und es sei unsere Verpflichtung, unsere Werte und Erfahrungen an die uns nachfolgenden Generationen weiterzugeben.