Mit einem gemeinsamen Festakt haben das Land Baden-Württemberg und die Stadt Sindelfingen am Samstag, 11. Oktober 2014, in Sindelfingen die Jubiläen ihrer Patenschaften über die Donauschwaben gefeiert. Innenminister Reinhold Gall hieß die vielen Gäste willkommen und sagte: „Wir sind heute hier zusammengekommen, um zwei besondere Jubiläen, zwei besondere „Obhutsverhältnisse“ zu feiern: 60 Jahre Patenschaft des Landes Baden-Württemberg über die Donauschwaben und 50 Jahre Patenschaft der Stadt Sindelfingen über die Donauschwaben aus Jugoslawien.“
Gall erinnerte an die Geschichte der Donauschwaben, die nach den Schrecken der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg vielfach zurück in die Heimat ihrer Väter gekommen seien und sich hier im Südwesten eine neue Heimat geschaffen sowie eine neue Existenz aufgebaut hätten. Der Minister sagte: „Nur wer selbst den Verlust der Heimat erlebt hat, mag ermessen, welches Leid über die Menschen gekommen war, mag ermessen, wie viel Kraft und wie viel Willen es gekostet hat, aus dem Nichts von vorne zu beginnen.“ Die Donauschwaben hätten diese Kraft und diesen Willen aufgebracht und gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung das vom Krieg zerstörte Land wieder aufgebaut. Als die schlimmste Zeit und die schlimmste Not überwunden gewesen seien, hätten die donauschwäbische Herkunft und der Erhalt der donauschwäbischen Kultur eine immer größere Rolle gespielt. Und so sei in Esslingen ein „Tag der Donauschwaben“ organisiert worden. Am Abend des 11. September 1954 habe der damalige Ministerpräsident Gebhard Müller erklärt, dass Baden-Württemberg die Patenschaft über die Volksgruppe der Donauschwaben übernehme.
„Wenn ich heute Bilanz von 60 Jahren gelebter Patenschaft ziehe, dann ist es eine positive Bilanz“, resümierte Gall. Baden-Württemberg habe die Patenschaft in den vergangenen 60 Jahren gut ausgefüllt. Das Land habe vor allem verschiedene Einrichtungen geschaffen, die dafür sorgten, dass die Kultur der Donauschwaben gepflegt, bewahrt, dokumentiert und präsentiert würde. Im Lauf der Zeit hätten die Einrichtungen vieles für den Erhalt, aber auch für die Erforschung und die Präsentation der donauschwäbischen Kultur getan. „Ich denke, kein anderes Bundesland hat sich so für den Erhalt und die Pflege der donauschwäbischen Kultur eingesetzt wie Baden-Württemberg“, so der Minister. Die Patenkinder hätten dem Land viel zurückgegeben, indem sie die Kulturlandschaft unseres Landes in vielerlei Hinsicht bereicherten. Ohne ihre Kultur wäre Baden-Württemberg ein ganzes Stück ärmer. Aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt Sindelfingen seien die Donauschwaben ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Und auch die Stadt tue vieles für ihre donauschwäbischen Patenkinder. So sei beispielsweise das Haus der Donauschwaben ohne die Unterstützung der Patenstadt nicht denkbar.
Gall betonte abschließend, er wolle den heutigen Tag zum Anlass nehmen und an alle appellieren: „Lassen Sie uns gemeinsam auf dem Weg in ein stabiler werdendes Haus Europa weitergehen. Es ist ein Haus, das von Menschen für Menschen gestaltet wird. Lassen Sie uns weiter die Begegnung mit Menschen pflegen, mit Menschen aus Ost und West und aus allen Kulturkreisen.“