„Eine Arbeitsgruppe des Innenministeriums erforscht ab kommender Woche in Heidelberg und Ravensburg welche Probleme es in Baden-Württemberg durch Alkoholkonsum im öffentlichen Raum gibt. Dabei sind uns die Erfahrungen und die Meinungen der Anwohner wichtig“, sagte Innenminister Reinhold Gall.
Zum Ende des Jahres solle ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung betroffener Städte und Gemeinden vorliegen, um die Debatte über Alkoholkonsumverbote auf einer fundierten Grundlage fortzuführen. „Wir wollen die Meinung der Betroffenen erfahren. Diese ist uns wichtiger als nackte Zahlen der Kriminalitätsentwicklung, da die Menschen vor Ort keine Statistik, sondern Lösungen für die Probleme vor ihrer Haustür erwarten“, betonte Gall. Zudem könne die Sichtweise der Befragten helfen, von der Theorie überlagerte Diskussionen zurecht zu rücken. Er bitte daher die angeschriebenen Anwohnerinnen und Anwohner, sich zahlreich an der Befragung zu beteiligen.
In der kommenden Woche gehe rund 2.800 Bürgerinnen und Bürgern in Heidelberg und 2.500 in Ravensburg ein durch die Deutsche Hochschule der Polizei erstellter Fragebogen zu. Die Angeschriebenen würden gebeten, sich 15 Minuten Zeit zu nehmen und Fragen zur Attraktivität des Stadtteils, dem Ausmaß des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit, Belästigungen durch Müll und Lärm, Erfahrungen zu Straftaten, ihrem Sicherheitsgefühl und möglichen Maßnahmen für eine Verbesserung der Situation vor Ort zu beantworten. „Alle Angeschriebenen haben jetzt die Chance sich aktiv einzubringen und dabei zu helfen, ihre Stadt noch lebenswerter zu gestalten und letztendlich auch Baden-Württemberg als attraktiven Lebensraum zu stärken“, sagte der Innenminister.
Runder Tisch „Lebenswerter öffentlicher Raum“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am 24. Januar 2013 den Runden Tisch „Lebenswerter öffentlicher Raum“ einberufen. Wesentliches Zwischenergebnis ist die Einrichtung einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Innenministeriums. Diese soll bis Ende des Jahres, unter Einbeziehung wissenschaftlicher Expertisen, die beim Runden Tisch diskutierten Lösungsansätze fachlich bewerten und in einem präventiven und repressiven Maßnahmenpaket zur Bewältigung alkoholkonsumbedingter Problemlagen im öffentlichen Raum zusammenfassen. Neben einer umfangreichen Auflistung von Problemlagen im öffentlichen Raum, sollen in der Heidelberger und Ravensburger Altstadt alle betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner ab 16 Jahre befragt werden. Ergänzt würden diese Befragungen durch detaillierte Lageauswertungen in ausgewählten Kommunen und Interviews mit Experten, beispielsweise von Ordnungsämtern und Suchtberatung.
Der Arbeitsgruppe gehören Vertreter der Landtagsfraktionen von Bündnis90 / Die Grünen, der SPD und der CDU, Psychologen und Kriminologen der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen und der Deutschen Hochschule der Polizei, Vertreter von Städte- und Gemeindetag sowie Experten des Justiz-, Sozial- und Innenministeriums an. Zur Erfüllung des Arbeitsgruppenauftrages wurden die Polizeidienststellen des Landes im Benehmen mit den Kommunen aufgefordert, entsprechende Probleme und wirksame Maßnahmen zu deren Verhinderung und Bewältigung zu melden.
Experteninterviews mit Vertretern der Kommunen
Die Arbeitsgruppe hat beschlossen, in den „Vergleichsstädten“ Mannheim und Konstanz Experteninterviews mit Vertretern der Kommunen, unter anderem Ordnungsamt, Suchtberatung und der Jugendarbeit/Streetwork, durchzuführen. In Freiburg, Heidelberg und Ravensburg erfolgen mit Blick auf die dort bestehenden Probleme neben Experteninterviews zusätzliche Sondererhebungen bei den Polizeidienststellen zu dort registrierten Straftaten. Die Experteninterviews in den fünf Kommunen und die Sondererhebungen zu Straftaten werden unter der Leitung von Prof. Dr. Hermanutz, Psychologe an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen, durchgeführt. Die repräsentativen Bevölkerungsbefragungen in Ravensburg und Heidelberg werden von Prof. Dr. Görgen, Leiter des Fachgebiets „Kriminologie und interdisziplinäre Kriminalprävention“ der Deutschen Hochschule der Polizei betreut.