Der erste Innenminister von Baden-Württemberg Fritz Ulrich wäre am 12. Februar 2013 125 Jahre alt geworden. Innenminister Reinhold Gall erinnerte an diesem Tag anlässlich einer Kranzniederlegung an Ulrichs Geburtsort Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis) an den angesehenen SPD-Politiker. „Er hat sich der Verfolgung im Dritten Reich durch die Nazis nicht gebeugt und zu einem Wegbereiter und frühen Mitgestalter des Südwestestaats entwickelt“, hob der Minister hervor.
Fritz Ulrich sei 1888 als eines von zehn Kindern eines Eisenbahners geboren worden. Während seiner Lehre als Schriftsetzer und Buchdrucker in Marbach/Neckar stieß er zur Sozialdemokratie. Als Schützling des SPD-Abgeordneten Wilhelm Keil trat er 1911 in die Redaktion der „Schwäbischen Tagwacht“ in Stuttgart ein und wechselte später zum „Neckar-Echo“ in Heilbronn, das er schließlich als Chefredakteur prägte. 1919 begann Ulrich seine politische Laufbahn als Heilbronner Abgeordneter in der Verfassunggebenden Landesversammlung für Württemberg.
Dem württembergischen Landtag gehörte er von 1920 bis Januar 1931 und wieder von 1932 bis 1933 an, dem deutschen Reichstag von 1930 bis 1933. Im März 1933 begann für ihn, der im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte, die Verfolgung durch die Nazis. Diese steckten ihn zunächst ins Konzentrationslager Heuberg und 1944 nach Dachau. In der Zeit der Verfolgung verdiente er seinen Lebensunterhalt als Wengerter und Besenwirt in Heilbronn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann ihn Wilhelm Keil für den politischen Neuaufbau. Am 22. September 1945 wurde Fritz Ulrich von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Innenminister von Württemberg-Baden ernannt. 1946 zog er für den Wahlkreis Heilbronn in den Landtag ein, siedelte aber nach Stuttgart über.
Schon auf dem ersten SPD-Landesparteitag für Württemberg-Baden am 12. Januar 1946 sprach Ulrich in seiner Eröffnungsrede von der Hoffnung, „dass in nicht allzu ferner Zeit ganz Württemberg und ganz Baden ein einheitliches und festes Staatsgebilde, ein Bollwerk der Demokratie und des sozialen Fortschritts sein und bleiben wird“. Auch nach der Gründung des neuen Bundeslandes blieb er (bis 1956) Innenminister und schied erst 1968 aus dem Landtag aus. 1969 starb er in seinem Haus in Stuttgart Sillenbuch.
In seine Amtszeit fielen zahlreiche Weichenstellungen: die Verabschiedung der Gemeinde- und der Landkreisordnung, das kommunale Wahlrecht, der Aufbau einer demokratischen Polizei und der Bodenseewasserversorgung. „Bis zu seinem 80. Lebensjahr blieb Fritz Ulrich, auch durch seinen Spitzbart und Zigarre unverwechselbar, ein mitreißender und humorvoller Redner“, betonte Innenminister Gall.