„Wir alle blicken heute auf den außergewöhnlichen Weg einer außergewöhnlichen Frau.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall in Ettlingen bei der Verabschiedung von Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke in den Ruhestand. Als erste Polizeipräsidentin Baden-Württembergs und prägende Chefin der Karlsruher Polizei habe sie längst Geschichte geschrieben.
Gerecke sei als junger Mensch von der Politisierung und inneren Demokratisierung, von den gesellschaftlichen Umbrüchen Ende der 70er maßgeblich geprägt worden. Damals sei in ihr etwas gereift, das sie bis heute auszeichne: „Der Wille, sich in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen, Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten“, stellte Innenminister Gall fest.
Wenn Sie auf ihre 24 Jahre lange Amtszeit blicke, werde sie sich an viele Menschen, an schwere, aber auch heitere Momente erinnern, auch an spektakuläre polizeiliche Einsätze wie zum Beispiel die Festnahme der vier geflohenen Geiselgangster der JVA Celle 1991 oder der bedrückende Brandanschlag in der Karlsruher Markgrafenstraße 1996. Unvergesslich sei ihr wohl auch der Fall der ermordeten Rockergröße „Miko“ im Januar 2004 und der letzte Überfall der sogenannten Gentlemen-Räuber im Dezember 2010 - auch deshalb unvergessen, weil dabei eine Polizistin schwer verletzt worden war. „Unvergessen wie jedes erschütternde Ereignis, bei dem Polizeibeamtinnen und -beamte verletzt oder gar getötet wurden. Wer Sie als Präsidentin kennt, ahnt, wie nahe Ihnen diese Schicksale gegangen sein müssen“, betonte Gall.
Gerecke seien die Mitarbeiter in der Polizei und ein gutes Betriebsklima immer wichtig gewesen. Dazu hätten neben Organisations- und Personalfragen, Ausstattung oder Aufstiegschancen vor allem die Sorgen und Nöte des Einzelnen gehört. Das zeige etwa die Einrichtung der „Psychosozialen Betreuungsgruppe“ im Jahr 1997, die sich nach traumatisierenden Situationen um Polizistinnen und Polizisten kümmert.
Auch das Außenverhältnis der Polizei, das Miteinander von Polizei und Bürgern, habe ihr als Polizeipräsidentin besonders am Herzen gelegen. Dazu gehöre auch der wirksame Schutz der Bevölkerung vor besonders belastenden Straftaten wie Wohnungseinbruch, Handtaschenraub und Gewaltdelikte. Aber die Arbeit der Karlsruher Polizei habe sich unter ihrer Ägide nicht an nackten Zahlen orientiert, sondern an den Sicherheitsbedürfnissen der Menschen. Dabei habe Gerecke immer den Draht zu den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern gesucht und eine Brücke zur Polizei gebaut.
Polizeipräsidentin Gerecke weise eine beeindruckende Bilanz vor. „Im Namen des Landes Baden-Württemberg sage ich Danke für Ihren außergewöhnlichen Dienst und Ihre große Verbundenheit. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute“, sagte Gall.
Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke
- Geboren am 15.04.1951 in Karlsruhe, Tochter des ehemaligen Landespolizeipräsidenten Heinz Gerecke, Leiter der Landespolizeidirektion Nordbaden
- Schulbesuch und Abitur 1970 in Karlsruhe
- Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Mainz und Freiburg
- Zweites Juristisches Staatsexamen 1978
- Mai 1990 mit 39 Jahren zur ersten Polizeipräsidentin des Landes Baden-Württemberg ernannt
- Als Leiterin des Polizeipräsidiums Karlsruhe zuständig für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe (über 726.000 Einwohner / mehr als 1.800 Mitarbeiter)