Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im ersten Halbjahr 2013 mit 138.600 erstmals seit 2008 rückläufig. Die Zahl der Verletzten hat sich um fast zehn Prozent auf 20.622 reduziert. 202 Personen wurden getötet (- 9,0 Prozent), 4.013 schwer- (- 9,0 Prozent) und 16.409 leichtverletzt (- 10,0 Prozent).
„Ich bin davon überzeugt, dass sich der Trend zu weniger Verkehrstoten und Verletzten langfristig verstetigen wird“, sagte Innenminister Reinhold Gall bei einer Verkehrskontrolle an der Raststätte Sindelfinger Wald. Mit dem Anfang Juli 2013 verabschiedeten Verkehrssicherheitskonzept der Landesregierung könne bis zum Jahr 2020 die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent reduziert werden.
„Trotz der auf den ersten Blick positiven Bilanz haben wir noch Verbesserungsbedarf“, so der Innenminister. Probleme sehe er bei der Zunahme
- der getöteten Fußgänger auf 39 (+ 34,0 Prozent),
- der getöteten Senioren auf 64 (+ 21,0 Prozent) sowie
- der Lkw-Unfälle auf 7.327 (+ 2,8 Prozent) und deren Folgen.
Bei den Unfällen mit Beteiligung von Fußgängern seien die Zahlen zwar um 12,0 Prozent auf 1.730 Unfälle rückläufig, jedoch bereite die Zunahme der getöteten Fußgänger Sorge. „Gerade schwächere Verkehrsteilnehmer müssen wir besonders schützen“, sagte Gall. Zur Reduzierung dieser Unfälle sei beispielsweise die Gestaltung von sicheren Verkehrsräumen wichtig. Fahrzeuge könnten an der Front so konstruiert werden, dass Verletzungen von Fußgängern vermindert werden. Das Verkehrssicherheitskonzept gebe dabei den Städteplanern und Behörden sowie der Industrie entsprechende Hinweise. Am häufigsten würden Senioren als Fußgänger und Radfahrer tödlich verunglücken. Jeder zweite getötete Radfahrer und Fußgänger sei über 65 Jahre alt.
Senioren fit für den Straßenverkehr halten
Die Unfälle mit Senioren seien um 3,1 Prozent auf 10.325 Unfälle rückläufig. „Komplexe Verkehrssituationen, beispielsweise an unübersichtlichen Kreuzungen, überfordern oft ältere Fahrerinnen und Fahrer“, so der Innenminister. Darauf wiesen die Hauptunfallursachen, wie Missachten der Vorfahrt, gefolgt von fehlerhaftem Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie Nichteinhaltung des Sicherheitsabstandes, hin. „Ich möchte, dass ältere Menschen vor allem auch im ländlichen Raum möglichst lange mobil bleiben, um beispielsweise Arztbesuche oder Einkäufe erledigen zu können“, sagte Gall. Deshalb seien Aufklärungsmaßnahmen über Gefahren im Verkehrsalltag sowie Tipps für das richtige Verhalten im Straßenverkehr für ältere Menschen sehr wichtig. Es sei jedoch nicht einfach, die Senioren mit Informationen nachhaltig zu erreichen. Innenminister Gall: „Viele Seniorinnen und Senioren verbinden angebotene Schulungsmaßnahmen zur „Mobilität im Alter“ leider mit dem negativen Gedanken, dass ihr Führerschein in Gefahr sei.“
Um längerfristig eine Reduzierung der Unfallzahlen herbeizuführen, sei eine Arbeitsgruppe zum Thema Verkehrssicherheit von Seniorinnen und Senioren eingerichtet worden. Teilnehmer seien unter anderem Angehörige der Landesärztekammer, des Landesapothekerverbandes, des Landesseniorenrates, des Fahrschulverbandes, von Automobilclubs, der Evangelischen Landeskirche, der verschiedenen Ministerien und des Landeskriminalamtes. Die Arbeitsgruppe habe das Ziel, Ideen und Vorschläge für eine „sichere Mobilität im Alter“ zu erarbeiten.
Jeder vierte Verkehrstote bei Unfällen mit Lkw
„Oft sind die Folgen bei Verkehrsunfällen mit Lkw-Beteiligung aufgrund der Fahrzeuggrößen und Gewichte für alle Unfallbeteiligten gravierend“, sagte Innenminister Gall. 56 Verkehrstote, nahezu jeder vierte im ersten Halbjahr 2013, seien bei einem Unfall mit Lkw-Beteiligung zu beklagen gewesen. Alleine im Juni hätten bei solchen Verkehrsunfällen zwölf Menschen ihr Leben verloren (sieben Lkw-Insassen und fünf andere Verkehrsteilnehmer). Die Hauptunfallursachen bei Lkw-Unfällen seien zu geringer Abstand, überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie Missachten der Vorfahrt. Die Zahl der Unfälle, die durch Lkw verursacht worden seien, habe im ersten Halbjahr 2013 ebenfalls zugenommen (+ 4,6 Prozent auf 5.091 Unfälle). Auch die Zahl der getöteten Lkw-Fahrer und -Beifahrer habe um 75 Prozent auf 14 zugenommen. Diesem Trend solle mit Kontroll- und Präventionsmaßnahmen entgegen gewirkt werden, denn es gebe noch Sicherheitspotenziale, die ausgeschöpft werden könnten. „Deshalb werden wir vom 12. bis 25. August 2013 eine landesweite Kontrollwoche ‚Gewerblicher Güter- und Personenverkehr’ durchführen“, kündigte der Innenminister an. Auch damit solle dem Verkehrssicherheitskonzept Rechnung getragen werden.
Innenminister Gall: „Bei den Lkw-Kontrollen wird auf die Sicherheit der Fahrzeuge sowie die ordnungsgemäße Ladungssicherung und das zulässige Gewicht geachtet. Auch Aspekte für einen fairen Wettbewerb werden berücksichtigt.“ Die Dienststellen seien angehalten, mit dem sehr wirkungsvollen Verfahren der Gewinnabschöpfung rechtswidrig erlangte Gewinne den Bußgeldbehörden beziehungsweise der Justiz zuzuführen. Beispielsweise könne durch Überladung eines Sattelzuges von 20 Prozent jede sechste Fahrt eingespart und ein Vermögensvorteil erlangt werden. Das Fahrpersonal müsse kein Bußgeld befürchten, es gehe vielmehr bei der Vermögensabschöpfung darum, zu Unrecht erlangte Gewinne beim Spediteur einzuziehen. „Wir wissen, dass Lkw-Fahrer massiv unter Druck stehen. Deshalb möchten wir sie mit unseren Kontrollen auch vor verantwortungslosen Spediteuren und Disponenten schützen“, sagte der Innenminister.
Fakten zur Unfalllage in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr:
- Pro Woche ereigneten sich durchschnittlich 5.331 Verkehrsunfälle;
- pro Tag ereigneten sich durchschnittlich 86 Verkehrsunfälle mit leicht oder schwer Verletzten;
- nahezu jeden Tag verlor ein Mensch bei einem Verkehrsunfall sein Leben.