„Mit der Einweihung der europaweit ersten Mobilen Übungsanlage auf einem Schiff schreiben wir ein Stück Geschichte, was den Ausbau der gemeinsamen Sicherheitsarchitektur in dieser Region betrifft.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall bei der offiziellen Einweihung und Schiffstaufe der „Mobilen Übungsanlage Binnengewässer“ (MÜB) am Samstag, 4. Juli 2015, im Straßburger Hafen an der auch die Freiburger Regierungspräsidentin und Vorsitzende des INTERREG-Begleitausschusses Bärbel Schäfer, neben der früheren Bürgermeisterin von Straßburg, Ministerin a.D. und Vorsitzenden des Hafens Straßburg, Catherine Trautmann, als Patin der „Regina Rheni“ teilnahmen.
Minister Gall konnte auch den Präsident a.D. des Service Départemental d’Incendie et de Secours du Bas-Rhin (SDIS 67), Senator Guy-Dominique Kennel, und Thierry Carbinier als Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Feuerwehr des Departements Bas-Rhin und Projektträger und Betreiber, Eric Straumann als Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Feuerwehr des Departements Haut-Rhin, Philippe Richert, Minister a.D. und Vorsitzender des Regionalrats Elsass, Stephane Bouillon, Präfekt der Region Elsass und des Bas-Rhin, sowie Ministerialdirigent Peter Grüßner vom Innenministerium Rheinland-Pfalz begrüßen .
Minister Gall verwies auf eine lange Tradition, die mit der Unterzeichnung der „Mannheimer Akte“, mit der die Anliegerstaaten des Rheins 1868 erstmals den Schiffsverkehr geregelt hatten, begonnen habe. Das neue Übungsschiff sei in Kooperation zwischen den Feuerwehren der Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin sowie den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, gefördert durch das INTERREG IV-Oberrhein-Programm der Europäischen Union, mit Gesamtkosten von rund drei Millionen Euro entstanden. Die Europäische Union steuerte rund 1,3 Millionen Euro, das Land Baden-Württemberg rund 575.000 Euro und der Gewerbepark Breisgau 50.000 Euro bei.
Dadurch werde die Vorsorge für Unfälle und andere Schadenslagen auf dem Rhein, dessen Bedeutung gerade für den Güterverkehr sowie die Passagierschifffahrt immer größer wird, weiter verbessert. Das erste Leuchtturmprojekt dieser grenzüberschreitenden Kooperation war das 2008 in Dienst gestellte deutsch-französische Feuerlöschboot „Europa 1“.
Die Mobile Übungsanlage werde nun vielen Feuerwehrangehörigen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz zur realitätsnahen Ausbildung und zum Training dienen, erklärte Innenminister Gall. Koordiniert durch die Landesfeuerwehrschule könnten allein bis zu 960 Feuerwehrangehörige im Jahr aus den Stadt- und Landkreisen entlang des Oberrheins sowie des Neckars auf dem umgebauten, ehemaligen Tankmotorschiff vorbereitet werden.
Das Übungsschiff kann über den Wasserweg verschoben werden und wird an den jeweiligen Liegeplätzen in Häfen in Deutschland und Frankreich betrieben, also im Mühlauhafen in Mannheim, im Hafen Straßburg und im Hafen Mulhouse-Illzach. Die Lehrgangsplanung erfolgt über die jeweiligen Landesfeuerwehrschulen. Insgesamt steht die MÜB dem Land Baden-Württemberg für 69 Übungstage, dem Land Rheinland-Pfalz für 35 Übungstage und den beiden Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin für insgesamt 96 Übungstage zur Verfügung. Geplant ist, dass auch andere Länder und Organisationen Lehrgänge auf der MÜB buchen können.
Der damalige Präsident des Service Départemental d’Incendie et de Secours du Bas-Rhin (SDIS 67), Senator Guy-Dominique Kennel, hatte in seiner Eigenschaft als Projektträger, Eigentümer und Verwalter der MÜB den Wunsch, die Anlage noch vor der offiziellen Einweihung seinen Kofinanzierungspartnern zur Verfügung zu stellen.
Im Hafen von Mannheim haben am 16. September 2014 die Vertreter der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, des französischen Staates, der Region Elsass, des Service Départemental d’Incendie et de Secours du Haut-Rhin (SDIS 68) und der Hafenverwaltung Straßburg das Schiff erstmals besichtigt. Daran schlossen sich erste Lehrgänge an. Im vergangenen Frühjahr wurde die MÜB zum Hafen Straßburg verschoben.
Hintergrund:
Bei der Gefahrenabwehr müssen sich Feuerwehren, Katastrophenschutzbehörden und Polizei auf viele denkbare Szenarien vorbereiten.
Nicht weniger als sechs Übungsstationen wurden entwickelt, um den Lehrgangsteilnehmern möglichst realitätsnahe Übungsmöglichkeiten mit Blick auf Risiken bei Einsätzen auf und an Binnenschiffen anbieten zu können. Die Feuerwehrangehörigen können sich freuen auf die Übungsstationen:
- Abdichtungsmaßnahmen bei „Schiffsleckagen“,
- Übungsbecken „Feuerwehrangehöriger über Bord“,
- „Instabiler Seecontainer“, der in alle Richtungen geneigt werden kann,
- gasbefeuerte „Heißausbildungsanlage“ die einem Passagierschiff nachempfunden ist,
- Gefahrstoffübungsanlage
- „Laderaum mit Schüttgut“ und
- „Atemschutzübungsanlage“, mit dem original Maschinenraum als Zielraum.
Zusätzlich zeigen Teile der MÜB Einblicke in schiffstechnische Aufbauten
und die Konstruktionsmerkmale eines Binnenschiffes. Die Verwaltung der MÜB wird durch den SDIS 67 als Eigentümer übernommen.