Nach der Motorradsaison 2019 zieht Innenminister Thomas Strobl eine positive Bilanz. 2019 gab es unter anderem so wenig Verletzte wie seit 2010 nicht mehr. Das Engagement und die Maßnahmen der Polizei zeigen Wirkung.
„Nach der Motorradsaison 2019 können wir eine positive Bilanz ziehen. Die Motorradunfälle sind in allen Bereichen zum Teil deutlich zurückgegangen. Unser 5-Punkte-Plan greift“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl.
„Wir haben deutlich weniger Verletzte: Bei den verletzten Motorradfahrerinnen und -fahrern gab es jeweils einem Rückgang um knapp 20 Prozent im Vergleich zu den Monaten März bis Oktober des Jahres 2018. Das sind 732 Verletzte weniger als letztes Jahr. Weniger verletzte Motorradfahrerinnen und -fahrer gab es zuletzt in der Motorradsaison 2010, also vor neun Jahren“, erklärte Minister Thomas Strobl. So wurden in der Motorradsaison 2019 knapp 2.300 Biker leicht und rund 1.200 schwer verletzt. Insgesamt ereigneten sich von März bis Oktober 2019 rund 4.300 Motorradunfälle und damit ebenfalls so wenige wie seit 2010 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Anzahl der Motorradunfälle um mehr als 800 Unfälle (-16 Prozent) zurück.
In der diesjährigen Motorradsaison verloren 93 Biker auf den Straßen Baden-Württembergs ihr Leben. Damit kamen insgesamt sechs Motorradfahrerinnen und -fahrer weniger ums Leben als in der Saison 2018.
Auffällig ist weiterhin die hohe Verursacherquote der Motorradfahrerinnen und -fahrer: „Knapp zwei Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle wurden von den Bikern selbst verursacht. Hauptunfallursache ist dabei nach wie vor zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit“, betonte der Innenminister. Das spiegelt sich auch in den Verkehrsüberwachungsergebnissen der Polizei wider: Während der Motorradsaison wurden im Rahmen von über 1.100 Kontrollaktionen knapp 6.600 Verstöße festgestellt. Mehr als die Hälfte der Beanstandungen waren Geschwindigkeitsverstöße.
Darüber hinaus wurden rund 120 präventive Veranstaltungen für die Biker durchgeführt. „Wir suchen das direkte Gespräch auf Augenhöhe mit den Motorradfahrerinnen und -fahrern, damit unsere Botschaften auch bei den Bikern ankommen. Mein Dank gilt an dieser Stelle unseren Partnern von der Landesverkehrswacht, dem ADAC, dem Fahrlehrerverband sowie dem TÜV SÜD. Egal ob mit kostenlosen Gutscheinen für Fahrsicherheitstrainings oder durch Beteiligung an unseren Präventionsteams, alle leisten einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit der Motorradfahrerinnen und -fahrer“, sagte Minister Thomas Strobl.
Viel zu häufig werden Motorradfahrerinnen und -fahrer aber auch von anderen Verkehrsteilnehmenden übersehen. 33 Biker haben während der diesjährigen Motorradsaison bei Verkehrsunfällen, die sie nicht selbst verursacht haben, ihr Leben verloren. „Wir müssen alle aufeinander Acht geben und lieber einmal mehr schauen, ob die Straße auch wirklich frei ist“, appellierte der Innenminister.
Am Ende führte Minister Thomas Strobl aus: „Die Entwicklung bei den Motorradunfällen ist positiv. Trotzdem ist jeder getötete Biker einer zu viel. Wir behalten unsere Schwerpunktsetzung im Bereich Motorrad auch 2020 bei und halten den Kontrolldruck hoch, um Menschenleben im Straßenverkehr zu schützen. Unser Ziel ist die Vision Zero, dass es im Straßenverkehr gar keine Todesfälle zu beklagen gibt.“
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Der 5-Punkte Plan im Einzelnen:
- Überwachungsoffensive – Raser und Lärm stoppen
Knapp zwei Drittel der getöteten Motorradfahrer haben den Unfall selbst verursacht. Hierbei waren wiederum mehr als zwei Drittel zu schnell unterwegs. „Wir werden angesichts dieser Erkenntnisse noch konsequenter und gezielter gegen Raser vorgehen. Mit unseren Spezialisten und modernster Überwachungstechnik führen wir verstärkt Schwerpunktkontrollen durch. Hier legen wir unser Augenmerk auch auf technische Manipulationen der Auspuffanlagen, um die Lärmproblematik zu bekämpfen“, betonte Thomas Strobl.
- Prävention „Ü50“ – Gefahrenbewusstsein schaffen
Knapp 42 Prozent der tödlich verunglückten Motorradnutzenden waren älter als 50 Jahre. „Wir möchten gerade diese Altersgruppe in den Fokus nehmen und Bewusstsein für die Gefahren schärfen. Dazu werden wir mit Präventionsteams, bestehend aus Vertretern des TÜV SÜD, des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg und der Polizei, an den Bikertreffs unterwegs sein und die Biker gezielt ansprechen. Im Rahmen unserer Verkehrssicherheitsaktion GIB ACHT IM VERKEHR stellen unsere Partner von der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg und vom ADAC in Baden-Württemberg zahlreiche Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings zur Verfügung, die bei Präventionsveranstaltungen der regionalen Polizeipräsidien dann an die Bikerinnen und Biker verlost werden“, so der Innenminister.
- Gutes Equipment – Motorrad und Ausrüstung checken
Ein einwandfreier technischer Zustand des Motorrads und eine gute Sicherheitsausrüstung sind wichtige Faktoren, um Motorradunfälle zu verhindern oder sich im Falle eines Unfalls bestmöglich zu schützen. Deshalb wird der TÜV SÜD bei den Präventionsveranstaltungen kostenlose Technikchecks anbieten. „Dabei wollen wir mit den Bikerinnen und Bikern gezielt zu den Themen Sichtbarkeit, Schutzbekleidung und Verkehrssicherheit des Motorrads ins Gespräch kommen“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
- Offensive Öffentlichkeitsarbeit – Verkehrsteilnehmer erreichen
„Es ist unser Ziel, mit einer breit angelegten Kommunikation das Risikobewusstsein der Motorradfahrerinnen und -fahrer zu schärfen und damit schwere Unfälle sowie viel Leid bei den Betroffenen und ihren Angehörigen zu vermeiden. Insbesondere zur Unterstützung der persönlichen Gespräche mit den Bikerinnen und Bikern haben wir unter dem Slogan „Echte Männer / Starke Frauen rasen nicht!“ Plakate sowie einen Informationsflyer mit zahlreichen Tipps und Tricks entworfen. Wir wollen bewusst auch die sozialen Netzwerke nutzen, um die Zielgruppe auf verschiedenen Kommunikationskanälen zu erreichen und zu überzeugen“, schloss Innenminister Thomas Strobl.
- Sicherer Verkehrsraum – Strecken entschärfen
„Im Rahmen von Verkehrsschauen und Unfallkommissionen wird sich die Polizei gemeinsam mit den Straßenverkehrs- und Straßenbaubehörden dafür einsetzen, dass der Verkehrsraum für die Motorradfahrerinnen und -fahrer noch sicherer wird“, erläuterte Minister Strobl. Hierbei spielt das Verkehrsministerium eine wichtige Rolle. Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Mit der Anbringung der von Unterfahrschutzelementen an Schutzplanken und der Ausstattung von Kurven mit Kurvenleittafeln aus Kunststoff werden wir auch 2018 weitere lebensrettende Maßnahmen umsetzen, um zwei Maßnahmen des Verkehrsministeriums exemplarisch zu nennen. Wie das Thema Motorradfahrer zeigt: Eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit ist immer ein Zusammenspiel vieler Elemente. Das Verkehrssicherheitskonzept des Landes stellt deshalb mit knapp 90 Maßnahmen das übergeordnete Konzept für Baden-Württembergs Verkehrssicherheitsarbeit dar. All diese Maßnahmen dienen unserem gemeinsamen Ziel der Vision Zero, einem Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte.“
Weitere Informationen und Tipps rund um das Thema Verkehrssicherheit stehen im Internet unter www.gib-acht-im-verkehr.de oder unter www.polizei-bw.de zur Verfügung.
Motorradunfälle von März bis Oktober 2019 in Baden-Württemberg
Ø 2015-2017 | Motorradsaison 2018 | Motorradsaison 2019 | Entwicklung 2018/2019 | |
VU gesamt | 4.763 | 5.102 | 4.278 | -16,15% |
VU mit Personenschäden | 3.886 | 4.117 | 3.421 | -16,91% |
VU mit Sachschäden | 877 | 985 | 857 | -12,99% |
Ø 2015-2017 | Motorradsaison 2018 | Motorradsaison 2019 | Entwicklung 2018/2019 | |
Getötete Motorradnutzende | 90 | 99 | 93 | -6,06% |
Schwerverletzte Motorradnutzende | 1.418 | 1.480 | 1.209 | -18,31% |
Leichtverletzte Motorradnutzende | 2.574 | 2.759 | 2.298 | -16,71% |