Bei einer Auslandsreise nach Prag hat sich Innenminister Reinhold Gall am 21. Oktober 2015 ein Bild von der Situation der deutschen Minderheit in Tschechien gemacht. „Es ist mir gelungen, die Vertreter der deutschen Minderheit und ihre Arbeit kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen, auch um einen Eindruck davon zu gewinnen, wie es um die Vermittlung und die Bedeutung der Sprache geht. Wie ich festgestellt habe, sind zwischen unseren Ländern schon gute Kontakte entstanden, vor allem im Bereich der Wissenschaft, die wir in Zukunft weiter ausbauen wollen“, hob Minister Gall hervor.
Der baden-württembergischen Delegation gehörten neben Ministerialdirigent Herbert Hellstern, Abteilungsleiter im Innenministerium Baden-Württemberg, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg, Klaus Hoffmann, und der stellvertretende Landesobmann, Bruno Klemsche, an.
Zum Auftakt traf sich der Innenminister zum Meinungsaustausch mit dem deutschen Botschafter Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven. Das Treffen fand an historischer Stelle statt: im Palais Lobkowitz, der Deutschen Botschaft. Von deren Balkon hatte am 30. September 1989 der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher den 4.000 damals in die Botschaft geflüchteten DDR-Bürgern mitgeteilt, dass ihre Ausreise ermöglicht wurde. Gegenstand des Gespräches war neben Fragen zum deutsch-tschechischen Verhältnis insbesondere auch die Situation der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik.
Im Anschluss besuchte Innenminister Gall das Sudetendeutsche Büro und führte Gespräche unter anderem mit dessen Leiter Peter Barton. Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, dass das Wissen um die gemeinsame Geschichte von Tschechen und Deutschen gestärkt werden müsse und die Geschichte nicht auf die Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsregimes reduziert werden dürfe.
Nach einem kurzen Stadtrundgang traf sich Minister Gall im Regierungsamt mit dem Minister für Menschenrechte und Chancengleichheit, Jiří Dienstbier. Themen der Begegnung waren unter anderem die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Tschechen sowie die deutsch-tschechischen Kultur-, Wissenschafts- und Bildungsbeziehungen, die sich durch rege nachbarschaftliche Kontakte auf allen Ebenen auszeichneten. „Außerdem sind wir übereingekommen, dass ein europäisches Asylsystem notwendig ist und zur Lösung der aktuellen Flüchtlingsprobleme der weitere Zustrom reduziert werden muss“, betonte Innenminister Gall.
Den Kontakt mit Vertretern der deutschen Minderheit in Tschechien fand er im „Haus der Minderheiten“. Die ideelle Unterstützung, die von Besuchen deutscher Politiker, insbesondere aus Baden-Württemberg, ausgehe, sei unverzichtbar, attestierte die sudetendeutsche Minderheit.
„In meinen Gesprächen hat sich vor allem gezeigt, dass Tschechien und Baden-Württemberg eine sehr lange gemeinsame Geschichte in der Mitte Europas verbindet. Viele Deutsche haben über einen langen Zeitraum in Tschechien gelebt. Deshalb gilt es, ein versöhnliches Miteinander zu pflegen“, zog der Innenminister ein Resümee seines Pragbesuches.
Zusatzinformationen
Als Innenminister ist Reinhold Gall zuständig für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Mit dem Besuch kam Gall seinem Anliegen nach, das Wissen um Geschichte und Kultur der historischen deutschen Ostgebiete und der ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa im Bewusstsein der Bürger zu erhalten. Das Innenministerium arbeitet dabei eng mit den verschiedensten Einrichtungen und Organisationen, wie zum Beispiel dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, dem Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa, dem Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, dem Donauschwäbischen Zentralmuseum sowie den Verbänden und Landsmannschaften der deutschen Vertriebenen und Aussiedler zusammen.