Digitalisierung

Baden-Württemberg setzt Zeichen für unabhängige Satellitenkommunikation in Europa

Mit der Veranstaltung „Satellitenkommunikation für Europa: resilient, souverän und unabhängig“ in der Landesvertretung in Berlin setzt Baden-Württemberg einen wichtigen Impuls für die strategische Ausrichtung der europäischen Satellitenkommunikation.

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Cybersicherheitsagentur

„Angesichts wachsender weltpolitischer Spannungen, hybrider Bedrohungslagen und der zunehmenden Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen gewinnt die satellitengestützte Kommunikation eine zentrale sicherheitspolitische und technologische Bedeutung. Wir müssen uns auf dem strategisch und geopolitisch relevanten Feld der Satellitenkommunikation unabhängig und resilient aufstellen und auch hier eine Führungsrolle in Europa einnehmen. Satellitenkommunikation ist nicht nur ein technologisches Zukunftsfeld, sondern ein sicherheitspolitisches Gebot. Sie ermöglicht es uns, auch in Krisensituationen verlässlich zu kommunizieren, kritische Systeme zu steuern und unsere demokratischen Institutionen handlungsfähig zu halten“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister des Landes Baden-Württemberg Thomas Strobl in seiner Eröffnungsrede.

In drei Themen-Panels diskutierten führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Bundeswehr, Wissenschaft und Wirtschaft über Resilienz, die Sicherheit kritischer Infrastrukturen, die Rolle von 5G-/6G-Konnektivität sowie über die geplante europäische Satellitenkonstellation IRIS². Ergänzt wurde die Veranstaltung durch eine Ausstellerrunde mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Organisiert wurde die Veranstaltung durch das Innenministerium gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium, dem Staatsministerium sowie dem Deutschen Zentrum für Satelliten-Kommunikation (DeSK).

Strategische Weichenstellung im ESA-Vorsitzjahr

Der Zeitpunkt der Veranstaltung fällt mit dem Vorsitz Deutschlands bei der Ministerratskonferenz der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammen. Deutschland wird die nächste Konferenz im November 2025 in Bremen ausrichten. Dort stehen zentrale Investitionsentscheidungen für die Zukunft der europäischen Raumfahrt auf der Agenda. Als Vorsitzland kann Deutschland entscheidende Impulse setzen – für eine technologische Führungsrolle, für eine vertiefte europäische Zusammenarbeit und für die strategische Positionierung Europas im globalen Wettbewerb. Die Veranstaltung in Berlin sendet damit ein starkes Signal zur rechten Zeit.

„Die geopolitische Lage zeigt uns deutlich, wie verletzlich unsere digitalen Infrastrukturen sind. Satellitenkommunikation ist längst nicht mehr nur ein Zukunftsthema – sie ist ein sicherheitspolitisches Muss. Gerade jetzt, wo Deutschland den Vorsitz bei der ESA innehat und zentrale Weichenstellungen für Europas Raumfahrt bevorstehen, ist es unsere Verantwortung, mit technologischer Innovation und politischer Entschlossenheit voranzugehen. Baden-Württemberg bringt sich aktiv ein – als Innovationsstandort, als sicherheitspolitischer Impulsgeber und als verlässlicher Partner in Deutschland und Europa“, betonte Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl.

Maßnahmen der Landesregierung

Die Veranstaltung fügt sich in eine Reihe von Maßnahmen ein, mit denen die Landesregierung die Bedeutung und den Nutzen der Satellitenkommunikation konsequent vorantreibt. Bereits im Jahr 2022 hatte das Land gemeinsam mit Hessen eine Veranstaltung zur Satellitenkommunikation in Berlin initiiert, um die Chancen und Möglichkeiten dieser Schlüsseltechnologie in den Fokus zu rücken.

Mit der Luft- und Raumfahrtstrategie „THE Aerospace LÄND – On to new horizons“, die im Jahr 2023 verabschiedet wurde, hat Baden-Württemberg zudem die Weichen gestellt, um zu den führenden Luft- und Raumfahrtregionen Europas zu gehören und innovative sowie hochqualitative Entwicklungen aus dem Land hervorzubringen.

Auch auf Bundesebene setzte Baden-Württemberg zuletzt wichtige Impulse: Bei der Frühjahrs-Innenministerkonferenz 2025 im Juni dieses Jahres unterstrich das Land die Bedeutung und dringende Notwendigkeit, den Aufbau einer resilienten und souveränen Satelliteninfrastruktur in Deutschland und Europa gezielt voranzutreiben sowie zu stärken und die Länder daran partizipieren zu lassen.

Luft- und Raumfahrtkompetenzen in Baden-Württemberg

Mit einem Branchenumsatz von rund fünf Milliarden Euro und etwa 16.000 Beschäftigten zählt Baden-Württemberg zu den führenden Luft- und Raumfahrtstandorten in Deutschland. Besonders im Bereich Raumfahrt nimmt das Land eine herausragende Rolle ein: Rund 40 Prozent der bundesweit direkt in der Raumfahrt tätigen Fachkräfte arbeiten im Südwesten.

Kennzeichnend für den Standort sind eine exzellente Forschungslandschaft, ein dichtes Netzwerk leistungsstarker Unternehmen und Zulieferer sowie eine hochspezialisierte Ausrüsterindustrie. Renommierte universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen wie die Universität Stuttgart, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) sind fest in Baden-Württemberg verankert und prägen den Standort Baden-Württemberg.

Darüber hinaus stärken landes- und bundesweite Netzwerke wie das Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e. V. (LR BW) mit Sitz in Stuttgart sowie das Deutsche Zentrum für Satelliten-Kommunikation e. V. (DeSK) in Backnang die strategische Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Politik und fördern gezielt die Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

Stimmen aus den Panels

In den Diskussionsrunden kamen führende Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Bundeswehr, Wissenschaft und Wirtschaft zu Wort. Ihre Beiträge unterstrichen die sicherheitspolitische, technologische und wirtschaftliche Relevanz der Satellitenkommunikation für Deutschland und Europa.

Stefan Krebs, Chief Information Officer/Chief Digital Officer Baden-Württemberg: „Ich freue mich sehr, beim Panel über die Zukunft von 5G/6G und Satellitenkommunikation mitzudiskutieren. Satellitenkommunikation spielt eine Schlüsselrolle, um 5G und 6G wirklich flächendeckend nutzbar zu machen – gerade dort, wo terrestrische Netze an ihre Grenzen stoßen. Die Zukunft der digitalen Infrastruktur beginnt im Orbit.“

Michael Kleiner, Ministerialdirektor, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg: „Raumfahrtanwendungen wie die Satellitenkommunikation sind bereits heute fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens und ermöglichen die Nutzung von Anwendungen wie Internet, Fernsehen bis hin zu Navigation und Wettervorhersagen. Als einer der größten und erfolgreichsten Raumfahrtstandorte Deutschlands und Europas beheimatet Baden-Württemberg zahlreiche Akteurinnen und Akteure, die bereits seit Jahren erfolgreich auf diesem Gebiet tätig sind. Darauf können wir stolz sein.“

Michael Reinartz, Innovationschef, Vodafone Deutschland: „Bei Vodafone begrüßen wir die positiven Aspekte dieser technologischen Integration von Satellitenkommunikation und 5G, bzw. perspektivisch 6G. Sie wird nicht nur neue Möglichkeiten schaffen, sondern auch innovative Use Cases ermöglichen. Die Kombination dieser Technologien wird entscheidend dazu beitragen, eine resiliente und zukunftsfähige Kommunikationsinfrastruktur zu etablieren.“

Prof. Dr. Sabine Klinkner, Institut für Raumfahrtsysteme, Universität Stuttgart: „Ein stabiles, satellitengestütztes Kommunikationsnetz ist heute wichtiger denn je. Um die dafür notwendigen Kompetenzen im Bereich Satellitensysteme und ihrer Komponenten langfristig zu sichern, binden wir an der Universität Stuttgart die Studierenden der Luft- und Raumfahrt schon früh in aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte ein.“

Thomas Caspers, Vizepräsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik: „Wirtschaft, Gesellschaft und Staat verlassen sich auf die digitale Dienste. Viele davon, wie Wettervorhersagen, Klimabeobachtung oder Kommunikation mit Schiffen oder Flugzeugen, sind auch oder ausschließlich über Satelliten verfügbar. Satelliten sind global im Einsatz, sie bieten ihre Dienste und Daten für Forschung, Militär, die Wirtschaft, die Medien und die Gesellschaft an. Entscheidend ist dabei die Etablierung angemessener IT- und Cybersicherheit in Satellitensystemen. Mit der risikobasierten Vorgehensweise des BSI wird abhängig von den spezifischen Randbedingungen und den konkreten Missionen der einzelnen Systeme ein wirksamer Schutz möglich.“

Dr. Mark Lützner, DG Defence Industry and Space Policy, EU-Kommission: „IRIS2 ist mehr als ein Satellitenprojekt – es ist ein strategischer Schritt hin zu einem souveränen und vernetzten Europa.“

Jürgen Setzer, Generalmajor und Stv. Inspekteur Cyber- und Informationsraum und Chief Security Officer bei der Bundeswehr: „Information als eine der wesentlichen Schlüsselressourcen des 21. Jahrhunderts kommt in den Streitkräften über die gesamte Wirkungskette „Sensor – to – Shooter“ eine wesentliche Bedeutung zu. Der Weltraum nimmt hierbei eine zentrale Schlüsselrolle ein: Weiträumige Aufklärung, Erfassung von Geoinformationsdaten sowie die weltweite Vernetzung und Datenübertragung mittels Satelliten sind nicht mehr wegzudenkende Bausteine unseres Nervensystems in der Bundeswehr und mitentscheidend für eine erfolgreiche Landes- und Bündnisverteidigung.“

Prof. Dr. Armin Dekorsy, Geschäftsführender Direktor des Gauss-Olbers Space Technology Transfer Center und Leiter des Fachbereichs Nachrichtentechnik, Universität Bremen: „Die Digitalisierung und die Sicherheit unserer Gesellschaft erfordern zunehmend eine allgegenwärtige und unterbrechungsfreie Netzabdeckung durch resiliente Kommunikationssysteme. 6G wird dies durch die Integration von Satelliten in ein vereinheitlichtes 3D-Netz gewährleisten. Nur durch eine eigene Forschung und Entwicklung sowie eine enge Abstimmung mit Wertepartnern zur Ausgestaltung zukünftiger 6G-Satellitensysteme ist eine technologische Souveränität in dieser Schlüsseltechnologie zu erreichen.“

Diese Stimmen spiegeln nicht nur die breite fachliche Expertise, sondern auch das gemeinsame Verständnis wider: Satellitenkommunikation hat sich längst zu einem zentralen Pfeiler der digitalen Infrastruktur entwickelt und ist heute ein wichtiges Element für die Sicherheit und Souveränität Europas.

Fotos der Veranstaltung finden Sie im Nachgang in unserer Mediathek.

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