Baden-Württemberg hat sich bis 2030 eine Reduzierung der Schwerverletzten ausgehend von 2010 um 30 Prozent zum Ziel gesetzt. Dieses Ziel ist vorzeitig bereits jetzt erreicht.
„Die Vision Zero – ein Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte in Baden-Württemberg ist und bleibt unser klares Ziel. Die Verkehrsunfallbilanz 2024 belegt einmal mehr: Wir sind auf dem richtigen Kurs. Die Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten und Schwerverletzten ging deutlich zurück. Bei den Schwerverletzten ist ein neuer Tiefstand erreicht. Das bedeutet konkret: 30 Prozent weniger Getötete und 30 Prozent weniger Schwerverletzte seit 2010. Baden-Württemberg hat die Vision Zero konsequent weiter gedacht und sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Zahl der Schwerverletzten um 30 Prozent zu senken, ausgehend vom Jahr 2010. Dieses Ziel haben wir vorzeitig bereits jetzt erreicht: Im Jahr 2010 hatten wir 8.449 Schwerverletzte, 2024 waren es noch 5.950“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Veröffentlichung der Verkehrsunfallbilanz 2024 in Stuttgart.
Die Verkehrsunfallbilanz in Zahlen
Im Jahr 2024 ereigneten sich in Baden-Württemberg insgesamt 312.105 Verkehrsunfälle; 3.508 mehr als im Vorjahr (+ 1,1 Prozent). Bei 89 Prozent der Verkehrsunfälle blieb es bei Sachschäden (278.631; + 1,3 Prozent). Insgesamt wurden 42.115 Personen verletzt (2023: 42.598; - 1,1 Prozent). Sowohl bei den Leichtverletzten (35.825; - 0,7 Prozent) als auch bei den Schwerverletzten (5.950; - 3,1 Prozent) sind Rückgänge zu verzeichnen. 340 Menschen kamen im Jahr 2024 bei Verkehrsunfällen ums Leben, 29 weniger als 2023 (- 7,9 Prozent). Der Anteil der Verkehrsunfälle mit Personenschaden am Gesamtunfallaufkommen wird immer geringer. Während im Jahr 2010 bei 12,3 Prozent der Verkehrsunfälle Personen zu Schaden kamen und im Jahr 2023 bei 10,9 Prozent, waren es 2024 nur noch 10,8 Prozent.
„Die Verkehrsunfallentwicklung in Baden-Württemberg bleibt in der richtigen Spur. Das ist kein Zufall, dafür tun wir sehr viel. Wir haben 29 Verkehrstote weniger als 2023 – freilich sind das 340 Verkehrstote zu viel. Wir dürfen daher keinen Deut nachlassen in unseren Bemühungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, so Minister Thomas Strobl.
Ausgewählte Verkehrsarten und Zielgruppen
Elektrokleinstfahrzeuge, insbesondere E-Scooter, sind aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Das macht sich auch in der Unfalllage bemerkbar. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen hat auch 2024 weiter zugenommen. Insgesamt hat die Polizei 1.465 Verkehrsunfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen registriert. Das sind 367 (+33,4 Prozent) mehr als im Vorjahr. 68,7 Prozent der Unfälle (1.006) wurden durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst verursacht. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit spielte hierbei die zentrale Rolle und war bei 17,6 Prozent der Verkehrsunfälle (177) unfallursächlich. Sieben Menschen verunglückten mit einem Elektrokleinstfahrzeug tödlich (2023: 3).
„E-Scooter sind schnell und leicht verfügbar – und damit ein verlockendes Beförderungsmittel, auch nach einer feucht-fröhlichen Partynacht. Deshalb werden wir 2025 unser Präventionsangebot ausbauen und weiter gezielte Kontrollen durchführen“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
Fahrräder, ob mit Muskelkraft angetrieben oder Pedelecs mit elektronischer Unterstützung, sind weiterhin beliebte Fortbewegungsmittel in allen Altersschichten. Der Bestand wächst kontinuierlich und statistisch verfügt nahezu jede Person in Deutschland über ein Fahrrad oder Pedelec. Die Gesamtzahl der Fahrradunfälle (einschließlich Pedelecs) ging im Jahr 2024 auf 12.343 Fälle zurück (2023: 12.648; - 2,4 Prozent); 57 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer verunglückten tödlich – fünf weniger als 2023 (2023: 62). 1.818 Radlerinnen und Radler verunglückten schwer – 58 weniger als im Vorjahr. Bei rund jedem dritten Fahrradunfall war ein Pedelec beteiligt (4.204). Insgesamt verletzten sich 776 Pedelecfahrerinnen und Pedelecfahrer schwer; von den 57 getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern waren 33 mit einem Pedelec unterwegs. Damit endeten Pedelecunfälle mit Personenschaden häufiger tödlich als solche mit Fahrrädern ohne Motor. 32 der getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern waren 65 Jahre oder älter.
„Gerade für Seniorinnen und Senioren sind Pedelecs ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Die Verletzungsfolgen bei einem Unfall sind für ältere Menschen freilich meist schwerwiegender. Im letzten Jahr verunglückten 20 Seniorinnen und Senioren mit einem Pedelec tödlich“, führte Innenminister Thomas Strobl aus.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Seniorinnen und Senioren stieg 2024 um 2,8 Prozent auf insgesamt 27.127 (2023: 26.386). Hierbei verunglückten 6.108 Seniorinnen und Senioren. Die Anzahl der Getöteten stieg in dieser Altersklasse gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent auf 127 Personen an (2023: 118). Damit war mehr als jeder dritte Verkehrstote im Seniorenalter.
Nach einem absoluten Tiefstand im Jahr 2023 (ein Kind), kamen im vergangenen Jahr 14 Kinder (0 bis 13 Jahre) auf Baden-Württembergs Straßen ums Leben. Insgesamt war ein Rückgang der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern von 1.805 auf 1.739 (-3,7 Prozent) festzustellen. 2.516 Kinder wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, 113 weniger als im Vorjahr (-4,3 Prozent). Auf dem Schulweg ereigneten sich 378 Unfälle (2023: 423, - 10,6 Prozent), bei denen die Kinder selbstaktiv unterwegs waren.
„Die Verkehrssicherheit von Kindern hat bei uns schon immer oberste Priorität. Es ist uns ein Herzensanliegen, Kinder vor den Gefahren im Straßenverkehr zu schützen. Die Kleinsten können viele Gefahren noch nicht richtig einschätzen – hier müssen wir alle ganz besonders achtsam sein und Rücksicht nehmen. Vor allem müssen Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen. Denn wir Erwachsenen prägen das Verhalten unserer Kinder im Straßenverkehr maßgeblich. Die Landesregierung hat mit MOVERS einen Schwerpunkt bei der Förderung der selbstaktiven Schulwegsicherheit gesetzt. Wir werden in unseren Anstrengungen hier nicht nachlassen. Dazu schreiben wir Prävention sehr groß und setzen bei der Verkehrssicherheit im Jahr 2025 einen deutlichen Schwerpunkt auf Kinder im Straßenverkehr. Wir haben dabei alle relevanten Zielgruppen im Blick – denn neun der 14 bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Kinder waren auf das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer zurückzuführen“, so Innenminister Thomas Strobl. Bei insgesamt 13.205 Präventionsveranstaltungen hat die Polizei im vergangenen Jahr 270.000 Menschen (2023: 270.818) erreicht. Alleine bei der Radfahrausbildung hat die Polizei 94.611 Kinder geschult. Seit 2023 widmet das Land Baden-Württemberg jedes Jahr eine Aktionswoche der Verkehrssicherheit zu unterschiedlichen Themen. Im Jahr 2025 dreht sich alles um „Kinder im Straßenverkehr“. Die Aktionswoche startet am 12. Juli 2025 bei der Gartenschau in Freudenstadt/Baiersbronn.“
Hauptunfallursachen und Risikofaktoren
Nach wie vor ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Unfallursache Nummer 1 für tödliche Verkehrsunfälle auf den Straßen Baden-Württembergs. 117 der 340 Verkehrstoten (34,4 Prozent) verunglückten, weil zu schnell gefahren wurde. Bei 13 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle waren die Unfallverursacherinnen und Unfallverursacher vom Straßenverkehr abgelenkt. So starben 47 Menschen, weil jemand nicht bei der Sache war oder sich ablenken ließ, beispielsweise durch die Verwendung eines Mobiltelefons. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit führte zu 41 tödlichen Verkehrsunfällen (12,8 Prozent).
Über die Hälfte (31 von 57) der getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer trug keinen Helm. Von 148 gurtpflichtigen Getöteten hatten 45 (30,4 Prozent) den Sicherheitsgurt nicht oder nicht richtig angelegt.
„In den Zahlen steckt eine Botschaft: Fahren Sie nicht zu schnell, bleiben Sie nüchtern, halten Sie Ihre Augen auf die Straße gerichtet, schnallen Sie sich im Auto an und setzen Sie beim Fahrradfahren einen Helm auf. 76 Menschen könnten heute vielleicht noch am Leben sein, wenn sie sich angeschnallt oder einen Fahrradhelm getragen hätten. Mit einfachen Mitteln kann jeder sich und andere schützen“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
Verkehrsüberwachung
Zur Bekämpfung der Hauptursachen und Risikofaktoren für schwere Verkehrsunfälle setzt die Polizei Baden-Württemberg auf eine zielgerichtete Verkehrsüberwachung. Dabei hat die Polizei im vergangenen Jahr 1.615.416 Geschwindigkeitsverstöße erfasst. 26.731 Menschen fuhren unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss und gelangten hierfür zur Anzeige. Zudem stellte die Polizei 87.826 Handyverstöße, 101.571 Verstöße gegen die Gurt- und Kindersicherungspflicht und 67.473 Abstandsverstöße fest. Im Zusammenhang mit Posing und illegalem Tuning wurden im vergangenen Jahr 6.629 Verstöße angezeigt. Bei 3.264 Schwerpunktkontrollen rund um den Radverkehr hat die Polizei 20.393 Verkehrsverstöße festgestellt; im Bereich der Motorradkontrollen waren es bei 1.797 Kontrollen 6.281 Verstöße. „Verkehrssicherheitsarbeit ist Kernaufgabe der Polizei. Sie ist kein Selbstzweck und wir möchten damit auch keine Kasse machen. Es geht darum, Menschenleben zu retten!“, betonte Innenminister Thomas Strobl.
Verkehrsunfallprävention
Ein klarer Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit war auch 2024 die Verkehrsunfallprävention: Bei 13.205 Präventionsveranstaltungen hat die Polizei 270.818 Menschen unterschiedlichster Zielgruppen erreicht. Hinzu kommen rund 97.000 Schülerinnen und Schüler, die die Radfahrausbildung durchlaufen haben.
„Verkehrsunfallprävention ist Teamarbeit! Und das leben wir – mit unseren starken Partnern von GIB ACHT IM VERKEHR und den Kommunen. Wir haben in Baden-Württemberg eine bundesweit einmalige Radfahrausbildung – auch dank der Kommunen und Verkehrswachten, die mit der Ertüchtigung und Unterhaltung von Jugendverkehrsschulplätzen beste Bedingungen für die Radfahrausbildung schaffen. Daher geht mein Dank auch in diese Richtung! Es ist wichtig, dieses hohe Niveau nicht nur zu halten, sondern es weiter auszubauen – für unsere Kinder, für noch mehr Verkehrssicherheit“, schloss Innenminister Thomas Strobl.