„Baden-Württemberg ist beim Bevölkerungs- und Katastrophenschutz gut aufgestellt. Die Helferinnen und Helfer der verschiedenen Organisationen sind absolute Profis, die ihr Bestes für uns alle geben. Das zeigt sich auch in der Zusammenarbeit mit internationalen Teams. Bei unserer EU-Katastrophenschutzübung Magnitude üben etwa 30 nationale und internationale Organisationen den Katastrophenfall eines schweren Erdbebens. In den verschiedenen Szenarien arbeiten und schwitzen sie gemeinsam und erleben dabei Erfolge und freilich auch Misserfolge bei der Bewältigung der Katastrophe. In einer echten Lage muss jedes Rädchen ins andere greifen. Hier haben wir die Gelegenheit, genau das zu trainieren. Wir üben die Verknüpfung des Ehrenamts mit hauptberuflichen Organisationen, national wie international. Wir üben das Zusammenspiel der Such- und Rettungsteams mit Hunden, den Transport verletzter Person mit dem Hubschrauber und die medizinische Versorgung auf dem Behandlungsplatz. Wir üben die Evakuierung eines Wohngebäudes für Menschen mit besonderem Hilfebedarf, gemeinsam mit dem Personal des Heims. Hier legen wir den Fokus auf die Sicherheit der Schwachen und Schwächsten in der Gesellschaft. Und wir üben freilich auch die Zusammenarbeit der Verstorbenen-Bergungsteams mit den Bestattern und den Identifizierungsspezialistinnen und -spezialisten der Polizei. Nur wenn wir die Prozesse des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes ganzheitlich angehen, haben wir den größtmöglichen Übungserfolg“, so der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich seines Besuchs der Übung beim Training Center Retten und Helfen (TCRH) in Mosbach. Gemeinsam mit dem slowenischen EU-Kommissar für Krisenmanagement Janez Lenarčič besucht Innenminister Thomas Strobl am heutigen Freitag (25. Oktober 2024) die Übung.
„Ich begrüße die Organisation der Katastrophenschutzübung durch Baden-Württemberg. Es ist die größte und internationalste Übung im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens, die je in Deutschland organisiert wurde. Fachleute aus ganz Europa arbeiten zusammen, um unsere gemeinsame Katastrophenvorsorge zu verbessern. Diese Bemühungen sind wichtiger denn je. Mit der Verschärfung der Klimakrise sind extreme Wetterereignisse in ganz Europa und darüber hinaus ein fast jährliches Ereignis. Als Reaktion darauf müssen wir unsere Katastrophenvorsorge auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene verbessern, um mit dieser stetig wachsenden Katastrophenrate Schritt zu halten“ erklärte EU-Kommissar Janez Lenarčič im Rahmen der Übung.
Schwerpunkte in Mannheim, Schwarzach und Mosbach
Ein Übungshighlight stellt die Mobile Übungsanlage Binnengewässer (MÜB) im Hafen Mannheim dar. Die MÜB ist ein grenzüberschreitendes modernes Ausbildungszentrum, das auf die Taktik und Technik zur Gefahrenabwehr auf Binnenwasserstraßen wie etwa Schiffshavarien, chemische Risiken beim Gefahrgütertransport und Schiffsbrände spezialisiert ist. Die MÜB ist ein Beispiel für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Mit dieser wird der Erfahrungsaustausch zwischen den Einsatzkräften der verschiedenen Regionen gefördert.
Die Übungseinheiten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Johanniter-Unfall-Hilfe, des Malteser Hilfsdiensts, des Deutsche Roten Kreuzes, des Arbeiter-Samariter-Bundes, Einheiten des Katastrophenschutzes des Landkreis Karlsruhe, der Feuerwehr Mannheim, sowie zwei Einheiten zur Abwehr chemischer, biologischer sowie radiologischer und nuklearer Gefahren aus Griechenland und Österreich werden am Übungsort in Mannheim mit einem komplexen Schiffsunglück mit Gefahrstoffaustritt konfrontiert. Diese Großlage gilt es durch ein abgestimmtes Zusammenspiel der nationalen und internationalen Einheiten mit ihren speziellen Kenntnissen zu lösen. Insgesamt üben in Mannheim ca. 220 Personen mit ca. 35 Fahrzeugen.
Evakuierung eines Pflegeheimes
Auch die Johannes-Diakonie Schwarzach ist Partner der Übung. So wird dort die Evakuierung eines Wohngebäudes für Menschen mit einem höheren Hilfebedarf geübt, nachdem an dem betreffenden Gebäude als Übungsanlass strukturelle Schäden festgestellt wurden. Hierbei stehen die Einsatzkräfte vor unterschiedliche Herausforderungen. Es gilt alle Bewohnerinnen und Bewohner, die mobil sind, über partiell eingeschränkte bis hin zu voll eingeschränkten Menschen zu evakuieren. Die Johannes-Diakonie wird in diesem Zuge die Gelegenheit nutzen, ihre eigenen Evakuationspläne zu üben und einem Stresstest zu unterziehen. Die Evakuierung wird durch das DRK Baden-Württemberg durchgeführt. Hierfür sind rund 50 Einsatzkräfte mit 10 Fahrzeugen eingeplant.
Bergung und Versorgung verletzter Personen
Im TCRH in Mosbach, einem ehemaligen Kasernengelände mit einer für Übungszwecke installierten „Trümmerstrecke“, wird der Schwerpunkt Bergung und Versorgung verletzter Personen geübt. Hier gilt es, nach schweren Gebäudeschäden an allen drei Übungstagen Verschüttete und vermisste Personen zu suchen, zu sichern und aus den teils meterhohen Trümmerbergen und eingestürzten Gebäuden zu retten. Bei der Suche und Absicherung der gefundenen Personen kommen sowohl schweres Gerät als auch Suchhunde zum Einsatz. Anschließend müssen die Personen medizinisch versorgt und zu einem Behandlungsplatz für Verletzte transportiert werden. Für die Transporte von Mensch und Tier kommen mehrfach auch Hubschrauber zum Einsatz. Für einzelne Flugbewegungen wird auch der Flugplatz Mosbach-Lohrbach genutzt.
Im TCRH in Mosbach üben die folgenden Einheiten: Technische Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Arbeiter-Samariter-Bund, DRF-Luftrettung, @fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e.V., International Search-and-Rescue Germany, Bergwacht, Bundesverband Rettungshunde, Such- und Rettungsteams aus Frankreich, Österreich und der Schweiz sowie Katastrophenschutzeinheiten aus dem Bereich des Neckar-Odenwald-Kreises. Auch der Bundesverband der Bestatter sowie die Polizei sind für die Bergung von Verstorbenen und deren Identifizierung mit vor Ort.
In Mosbach kommen ca. 525 Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit über 100 Fahrzeugen, zwei Hubschrauber sowie 15 Rettungshunde zum Einsatz.
Bilder der Katastrophenschutzübung finden Sie in unserer Mediathek.