Der erste Abschnitt der bahnparallelen Backbonetrasse im Ostalbkreis wurde nun in Betrieb genommen. Beim derzeit größten kommunalen und bundesweiten Infrastrukturprojekt in Kooperation mit der DB Netz AG begegnen sich zwei Technologie-Welten: Highspeed-Internet und die Schwäbische Eisenbahn.
„Eine ganz entscheidende Voraussetzung für unsere digitale Transformation und Zukunftsfähigkeit ist eine leistungsfähige und flächendeckende Gigabitversorgung. Wir sind die Innovationsregion im Herzen Europas – und das wollen wir auch in Zukunft bleiben. Deshalb setzen wir alles daran, das schnelle Internet überall hinzubringen. Der heutige Tag ist für die Menschen hier vor Ort, für den Ostalbkreis, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in die Gigabit-Zukunft und auf unserem Weg vom Ländle zum ‚digital Länd‘. Diese Jahrhundertaufgabe schaffen wir nur, wenn wir gemeinsam, Bund, Land, Kommunen und Privatwirtschaft an einem Strang ziehen“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Digitalisierungsminister Thomas Strobl bei einer Feierstunde am 27. Oktober 2023 in Aalen. Dort wurde der erste Abschnitt der bahnparallelen Backbonetrasse im Landkreis Ostalbkreis in Betrieb genommen. Das Projekt ist das derzeit größte kommunale Infrastrukturprojekt bundesweit, das zusammen mit der DB Netz AG umgesetzt wird.
Leistungsstarkes Rückgrat des Internets
Der Ostalbkreis baut in Zusammenarbeit mit seinen 42 Städten und Gemeinden ein flächendeckendes Breitbandnetz auf. Die Städte und Gemeinden sind für die Ortsnetze zuständig und der Landkreis für das kreisweite Backbonenetz, dem leistungsstarken Rückgrat des Internets. Geplant sind landkreisweit insgesamt 680 km Backbonetrassen. Eine Besonderheit des landkreisweiten Backbonenetzes im Ostalbkreis ist, dass für die Verlegung eines Teilabschnitts des Backbones die Bestandsinfrastruktur (Kabelführungssystem) der Deutschen Bahn (DB Netz AG) mitgenutzt wird. Insgesamt werden circa 60 km Kabelführungssysteme der Bahn synergetisch mitgenutzt, um circa 65 km Glasfaserkabel (inkl. 29 Übergabepunkte zu kommunalen Netzen) zu verlegen.
Im Rahmen der originären Landesförderung wurden auf einer Strecke von 380 km rund 315 km Leerrohre und 319 km Glasfaser für den Backbone und die Ortsnetze bereits verlegt oder teilweise gepachtet. Diese Trassen wurden beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) dokumentiert. Kofinanziert durch Bund und Land sowie unterstützt durch die originäre Landesförderung können insgesamt 18.127 Teilnehmeranschlüsse realisiert werden. Hierunter fallen 642 Anschlüsse für Gewerbebetriebe, 66 Anschlüsse für Schulen, vier Anschlüsse für Krankenhäuser und 25 Anschlüsse für öffentliche Gebäude.
Milliardeninvestitionsoffensive ins schnelle Internet
„Mit unserer Milliardeninvestitionsoffensive ins schnelle Internet sorgen wir dafür, alle im Land an die Datenautobahnen anzuschließen. Seit 2019 fördert das Land auch die Verlegung im Bahntrog und der Landkreis hat diese Chance ergriffen. Große digitale Infrastrukturprojekte haben heute für unsere Kommunen und Landkreise denselben Stellenwert, wie früher ein Autobahnanschluss oder ein ICE-Haltepunkt. Bei diesem Projekt begegnen sich zwei Welten: Highspeed-Internet und die Schwäbische Eisenbahn. Der Ostalbkreis schreibt damit Erfolgsgeschichte und ist ein digitaler Leuchtturm“, erklärte Minister Thomas Strobl.
Für das gesamte landkreisweite Backbonenetz im Ostalbkreis wurden insgesamt 85 Anträge im Rahmen der originären Landesförderung gestellt. 9,1 Millionen Euro wurden dafür bisher ausgezahlt. Das Land fördert auch die Verlegung im Bahntrog und die Pachtung der bahneigenen Infrastruktur. Für den Ausbau der Ortsnetze (FTTB, Höchstgeschwindigkeitsnetze) in den Gemeinden und Städten im Ostalbkreis hat das Land bisher insgesamt 156 Förderprojekte bewilligt und investiert dafür im Rahmen der originären Landesförderung sowie der Kofinanzierung zur Bundesförderung rund 101,56 Millionen Euro. Hinzu kommen Bundesfördermittel in Höhe von 122,06 Millionen Euro.
Ein Backbone-Netz ist ein Höchstgeschwindigkeitsnetz in einem Landkreis, welches die Glasfasernetze der Gemeinden miteinander verbindet und Zugang zu überregionalen Backbone-Netzen von privaten Telekommunikationsunternehmen haben sollte. Der Übergang vom Backbone- in das Gemeinde-Netz erfolgt in Übergabepunkten (meistens mit einem Point of Presence – POP gekoppelt). Kommunen und Landkreise müssen mit mindestens zwei Übergabepunkten pro Gebietskörperschaft an ein Backbone-Netz anbinden. Backbone-Leitungen können unterschiedlicher Natur sein. Möglich ist es vorhandene Glasfasern anzumieten, zum Beispiel von privaten Telekommunikationsunternehmen. Auch das Anpachten von Leerrohrinfrastruktur ist möglich, die Kabel werden dann kommunal eingezogen. Steuerkabel von Freileitungen können ebenfalls verwendet werden, gerade in gebirgigen Regionen bietet sich diese Alternative an. Die Mindestvorgabe von vier Fasern muss aber in jedem Fall eingehalten werden. Der Verlauf (Trasse) des Backbone-Netzes wird samt Inhalt des Grabens und der genauen Position von POPs, Verteilern und Hausanschlüssen im „Geographischen Informationssystem“ (GIS) dokumentiert und dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) zur Bestätigung der gebauten Trassenmetern entsprechend der Fördertatbestände vorgelegt, bevor ein Schlussverwendungsantrag im Innenministerium eingereicht werden kann.