„Im Jahr 2012 haben weniger Menschen im Straßenverkehr ihr Leben lassen müssen und es wurden auch weniger verletzt. Das bedeutet aber keine Entwarnung“, betonte Innenminister Reinhold Gall bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz 2012 in Stuttgart.
Bei nahezu jedem zweiten der 471 tödlich Verletzten sei die Ursache zu schnelles Fahren gewesen. Bei jedem dritten tödlich verunglückten Fahrzeuginsassen sei der Sicherheitsgurt nicht angelegt gewesen und jeder achte sei bei einem Unfall unter Alkoholeinwirkung getötet worden.
„Ich denke aber auch an das Leid der Angehörigen, denn jeder Unfalltote versetzt mehr als 100 Menschen in Trauer, Schock oder auch Wuthttps://admin.baden-wuerttemberg.de/sixcms/admin/content/switch.php?show=new&area_id=28&widget=25a09a1d5173235a2c70a2b8830578a6#_ftn1¹“, sagte der Innenminister. Hinzu komme der volkswirtschaftliche Schaden in Höhe von nahezu 2,9 Milliarden Eurohttps://admin.baden-wuerttemberg.de/sixcms/admin/content/switch.php?show=new&area_id=28&widget=25a09a1d5173235a2c70a2b8830578a6#_ftn2². „Wir alle müssen mit den Folgen von Unachtsamkeit, aber auch denen von bewusstem Fehlverhalten im Straßenverkehr leben. Aber wir alle können auch etwas dazu beitragen, dass der Straßenverkehr wieder sicherer wird“, so Gall.
„Nach unserer Kontrollstatistik haben 98 Prozent der Fahrzeuginsassen den Gurt angelegt. Aber für die fehlenden zwei Prozent sind die Folgen bei einem Unfall fatal“, sagte der Innenminister. Von 267 Verkehrstoten mit Gurtpflicht hätten ihn 95 (2011:75, + 26,7 Prozent) beim Unfall nicht angelegt gehabt (Quote von 35,6 Prozent). Mit Sicherheitsgurt hätte bei vielen eine reelle Überlebenschance bestanden, beispielsweise weil sie bei einem Überschlag nicht aus dem Fahrzeug geschleudert und anschließend von diesem überrollt worden wären. Gall: „Mit Gurt könnte die Zahl der Verkehrstoten deutlich verringern werden.“ Baden-Württemberg setze sich daher im Bundesrat dafür ein, das Verwarnungsgeld von seither 30 Euro für den Gurtverstoß auf ein Bußgeld mit einem Punkt in Flensburg anzuheben.
„Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass sich viele Fahrzeuglenker immer noch alkoholisiert hinters Steuer setzen“, betonte Innenminister Gall. Im vergangenen Jahr seien 13 Prozent mehr Verkehrstote (61) bei Unfällen unter Alkoholeinfluss zu beklagen gewesen. „Dies können wir im Interesse der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht hinnehmen“, so der Minister. Die Bekämpfung dieser Unfallursachen (5.339; - 3,2 Prozent) und deren Folgen sei deshalb ein weiterer Schwerpunkt der polizeilichen Kontrolltätigkeit für das Jahr 2013.
„Darüber hinaus werden wir die gravierendsten zwei Todesursachen im Straßenverkehr - Geschwindigkeit und nicht angelegter Sicherheitsgurt - in den Fokus nehmen“, sagte der Innenminister. Nur so könne die Anzahl der Verkehrstoten bis 2020 wie angestrebt um 40 Prozent reduziert werden. „Die Polizei wird deshalb ganzjährig zielgerichtete Schwerpunktkontrollen durchführen. Es gehe nicht um Abzocke der Bürger, sondern darum, bei den Verkehrsteilnehmern längerfristig ein Umdenken zu erreichen. „Regelkonformes Verhalten, gegenseitige Rücksicht, Aufmerksamkeit und Gelassenheit sind meine Vision für einen sicheren Straßenverkehr, und die möchte ich nicht aufgeben“, sagte Gall.
Die Zahl der Verkehrsunfälle ist um 3,4 Prozent von 278.519 auf 287.898 angestiegen. Hierbei sind 47.089 Personen (2011: 47.809, - 1,5 Prozent) zu Schaden gekommen. 37.477 Personen (2011: 38.135; - 1,7 Prozent) wurden leicht und 9.141 (2011: 9.192; - 0,6 Prozent) schwer verletzt. 471 Menschen (2011: 482, - 2,3 Prozent) verloren ihr Leben.
Die Polizei hat bei Unfällen mit Sachschaden eine Zunahme um 4,2 Prozent von 241.977 auf 252.039 Unfälle registriert. Dagegen ist die Zahl der Unfälle mit Verletzten um 1,9 Prozent von 36.542 auf 35.859 Unfälle zurückgegangen. Zu den Hauptunfallursachen bei den Unfällen mit Verletzten gehört nach wie vor zu schnelles Fahren (Anteil 20 Prozent), Missachten der Vorfahrt (Anteil 18 Prozent) sowie Unterschreiten des Mindestabstandes und Fahrfehler beim Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren (Anteil jeweils 16 Prozent).