Auf den Straßen in Baden-Württemberg verunglückten 2013 insgesamt zwar weniger Menschen als im Vorjahr. Aber die Zahl der tödlich verunglückten Fahrradfahrer ist von 44 auf 52 gestiegen - also um mehr als 18 Prozent.
„Erschreckend finde ich, dass 70 Prozent der getöteten Fahrradfahrer keinen Helm trugen“, beklagte Innenminister Reinhold Gall bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz für 2013 in Stuttgart.
Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen im Jahr 2012 hätten ergeben, dass zwei von drei Kindern bis zehn Jahren innerorts einen Radhelm tragen. Bei den Erwachsenen dagegen seien es gerade vier bis 13 Prozent. „Für die allermeisten Kinder ist das Helmtragen eine Selbstverständlichkeit. Aber der Großteil der Erwachsenen kommt in dieser Hinsicht seiner Vorbildfunktion nicht nach“, mahnte Gall. Er kündigte an: „Wir werden daher auch weiterhin Initiativen unterstützen, die das Helmtragen fördern. Denn Helme können echte Lebensretter sein!“
Insgesamt sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen 465 (2012: 471) Menschen ums Leben gekommen und 45.640 Menschen (2012: 46.636) verletzt worden. Das Land will mit dem im Juli 2013 veröffentlichten „Verkehrssicherheitskonzept Baden-Württemberg“ erreichen, dass die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen bis 2020 um 40 Prozent sinkt - ausgehend von dem Wert 494 im Jahr 2010. „Auch wenn die Zahl der Verkehrstoten 2013 auf einem historischen Tiefstand war, sind wir von diesem Ziel leider noch deutlich entfernt. Wir müssen daher noch intensiver die Hauptunfallursachen bekämpfen“, betonte Minister Gall.
2013 sei mehr als jeder dritte tödliche Verkehrsunfall auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen gewesen. Auch wenn ihr Anteil um 3,5 Prozent zurückgegangen sei, bleibe Geschwindigkeit die Ursache Nummer eins bei schweren Verkehrsunfällen. „Dieser Rückgang zeigt mir, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind. Andererseits wird aber auch deutlich, dass viele Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer noch immer die Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit unterschätzen. Wir werden daher auch 2014 entschieden dagegen vorgehen“, kündigte der Innenminister an.
Mit der im Zuge der Polizeireform erfolgten Einrichtung der Verkehrspolizeidirektionen und der Bündelung der spezialisierten Verkehrsüberwachung lägen hierfür nun auch organisatorisch optimale Rahmenbedingungen vor. Darüber hinaus werde sich Baden-Württemberg auch 2014 wieder am bundesweiten „24-Stunden-Blitzmarathon“ beteiligen. „Lassen Sie es mich ganz deutlich sagen: Wir müssen ein Umdenken bei allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern erreichen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das Geschwindigkeitsniveau zu senken“, so Gall.
Einen weiteren Schwerpunkt werde die Polizei 2014 wieder auf die Überwachung der Gurtanlegepflicht setzen. Denn leider hätten im vergangenen Jahr 57 von 226 Verkehrstoten den Sicherheitsgurt nicht angelegt. „Es ist für mich nach wie vor absolut unverständlich, dass es immer noch Fahrerinnen und Fahrer gibt, die sich nicht angurten. Mit angelegtem Sicherheitsgurt hätten diese Menschen eine Überlebenschance gehabt“, gab Innenminister Gall zu bedenken und wies darauf hin, dass nur im Zusammenspiel zwischen angelegtem Sicherheitsgurt und Airbag ein optimaler Schutz gewährt werde.