Der rückläufige Trend bei der Zahl der Drogentoten aus den vorangegangenen Jahren hat sich 2013 weiter fortgesetzt und den niedrigsten Wert seit 1989 erreicht. In Baden-Württemberg wurden landesweit 118 Drogentote registriert, neun Opfer weniger als im Vorjahr. Den bisherigen Höchststand mit 287 Drogentoten hatte es im Jahr 2000 gegeben.
„Auch in diesem Jahr mussten weniger Menschen an den Folgen ihrer Drogensucht sterben“, stellte Innenminister Reinhold Gall in Stuttgart fest. „Dies ist aber kein Grund sich zurückzulehnen.“ Das gelte gerade mit Blick auf die zunehmende Beliebtheit der neuen psychoaktiven Substanzen, auch „Legal Highs“ genannt. „Bei diesen Designerdrogen wurden 2013 zwar keine Todesopfer registriert, nach vier Opfern im Vorjahr, es ist aber von einem erheblichen Dunkelfeld auszugehen“, betonte Innenminister Gall.
Wegen der sich ständig ändernden Wirkstoffe dieser neuen Substanzen werde eine Stoffgruppenunterstellung in das Betäubungsmittelgesetz geprüft. Bisher würden neue Erscheinungsformen psychoaktiver Substanzen einzeln erfasst, auch wenn sie sich in ihrer chemischen Struktur ähneln. Straftäter stellten in kürzester Zeit neue hochgefährliche Derivate dieser Substanzen her, noch bevor eine rechtliche Normierung im Betäubungsmittelgesetz erfolgen könne. Allein gesetzgeberische Maßnahmen seien jedoch nicht ausreichend, vielmehr müsse weiter über die Gefahren der vermeintlich harmlosen Drogen aufgeklärt und das Bewusstsein junger Menschen gestärkt werden.
Trotz eines deutlichen Rückgangs sei nach wie vor der langjährige Konsum von Heroin die häufigste Todesursache. Allein 58 (2012: 48) Fälle stünden im Zusammenhang mit dem Konsum von Heroin - häufig in Kombination mit Medikamenten, Alkohol oder anderen Rauschgiften. „Sorge bereitet mir auch der deutliche Anstieg von fünf auf zehn Todesfälle im Zusammenhang mit Amphetamin“, hob der Innenminister hervor. Die Menge an sichergestellten synthetischen Drogen sei von 41 auf 220 Kilogramm angestiegen. Auch der Fund von 204.000 Ecstasy-Tabletten im vergangenen Jahr auf der Autobahn A 5 sei ein deutlicher Beleg für die hohe Verfügbarkeit.
„Die beste Strategie ist weiterhin eine wirksame Prävention, um die schwächste Gruppe unserer Gesellschaft - die Kinder und Jugendlichen - vor dem Einstieg in eine Drogenkarriere zu bewahren“, sagte Innenminister Gall. Dabei werde auf das bewährte Netzwerk aus Kommunen, Schulen und Sozialeinrichtungen zurückgegriffen. Nur mit diesem gesamtgesellschaftlichen Ansatz könne es gelingen, wirksam und nachhaltig den Drogenkonsum junger Menschen einzudämmen. Hilfreich sei dabei die vom Innenministeriumherausgegebene Informationsbroschüre „Risiko Drogen“. Besonders für Pädagogen, Erzieher und Ausbilder sei die Broschüre geeignet, um authentisch über Risiken und Folgen des Konsums von legalen und illegalen Suchtmitteln informieren zu können. Sie können sie herunterladen oder direkt beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg unter praevention@polizei.bwl.de bestellt werden.
Zusatzinformationen:
95 der im Jahr 2013 Verstorbenen waren männlich, 23 weiblich. Das bedeutet eine Zunahme bei den Frauen um fünf Opfer, bei den Männern einen Rückgang um 14 Todesfälle. Erneut waren keine Kinder unter den Drogentoten. Erstmals seit mehreren Jahren war auch kein Jugendlicher unter den Rauschgifttoten, jedoch ein Heranwachsender. Das Durchschnittsalter der Rauschgifttoten lag bei 37,2 (35,9) Jahren. Mehr als die Hälfte aller Rauschgifttoten sind nach langjährigem, teilweise über 15-jährigem, Drogenmissbrauch verstorben. 69 (2012: 44) der Drogentoten waren Langzeitkonsumenten, die häufig verschiedene Drogen konsumiert hatten.
Rauschgifttodesfälle von Spätaussiedlern lagen mit 27 Toten zwar über der Zahl des Vorjahrs (2012: 22), aber auf dem Niveau früherer Jahre (Zehn-Jahres-Durchschnitt: 29 Tote). Die Zahl der ausländischen Drogenopfer ist mit 19 (16) Toten geringfügig angestiegen.
Die meisten Drogentoten hat die Polizei mit zwölf Opfern in Stuttgart (2012: 12) und mit je zehn Opfern in Freiburg (2012: 10) und dem Landkreis Ludwigsburg (2012: 7) registriert, gefolgt vom Stadtkreis Mannheim mit sieben Drogentoten (2012: 12). Die deutlichsten Rückgänge sind in den Städten Heilbronn - von sechs auf zwei Opfer - und Reutlingen - von fünf auf ein Opfer - zu verzeichnen. In den sechs Land- und Stadtkreisen Heidelberg, Main-Tauber, Baden-Baden, Breisgau-Hochschwarzwald, Zollernalb und Alb-Donau gab es keine Drogenopfer.