Der ehemalige Innenminister und Landtagsvizepräsident Walter Krause wäre am 21. Dezember 2012 100 Jahre alt geworden. Innenminister Reinhold Gall erinnerte an diesem Tag an den angesehenen SPD-Politiker, der die Geschichte Baden-Württembergs innenpolitisch entscheidend mitgeprägt habe. „Sein Name und sein politisches Wirken sind vor allem mit der wegweisenden Verwaltungs- und Gebietsreform der frühen siebziger Jahre verbunden. Diese bestimmt noch heute die administrativen Strukturen unseres Landes, wofür Walter Krause zu Recht auch als Innenarchitekt des Landes bezeichnet wurde“, so der Minister.
Walter Krause sei 1912 als Sohn eines Buchdruckers in München geboren worden. Als Dreizehnjähriger sei er dann mit seiner Familie nach Mannheim gekommen, wo er 1931 das Abitur gemacht habe. Bereits während seines Lehramtstudiums der Fächer Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Heidelberg habe er sich der damaligen SPD-nahen Sozialistischen Studentengruppe angeschlossen, später sei eine Annäherung an sozialdemokratische Widerstandsgruppen gefolgt. „Weder die zeitweise Zwangsexmatrikulation wegen seiner politischen Haltung noch das faktische Berufsverbot als Lehrer konnten seine kritische politische Grundeinstellung in dieser schwierigen Zeit beeinflussen“, betonte Gall. Beruflich sei er in den Folgejahren als Ingenieur und Meteorologe tätig gewesen.
Geprägt durch seine Erfahrungen in der nationalsozialistischen Ära sei Walter Krause nach Kriegsende der SPD beigetreten und habe seine erfolgreiche landespolitische Karriere begonnen. 1952 sei er als Abgeordneter in den ersten Landtag des neuen Landes Baden-Württemberg gewählt worden. Dem Landtag habe er - zuletzt als Landtagsvizepräsident - 28 Jahre bis zum Jahr 1980 angehört. Nicht zuletzt wegen seiner 1955 erfolgten Wahl zum Bürgermeister für Kultur, Schule und Sport in Mannheim sei ihm die Schul- und Bildungspolitik immer ein besonderes Anliegen gewesen. Daneben habe er verschiedene herausgehobene Positionen in der SPD innegehabt, zuletzt die des SPD-Landesvorsitzenden. „Sein politisch größter Erfolg war aber wohl seine Berufung zum Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg während der Zeit der Großen Koalition in den Jahren 1966 bis 1972“, sagte Gall. Neben der Verwaltungs- und Gebietsreform habe Walter Krause auch an den Fortschritten in der Bildungspolitik, beispielsweise der Aufhebung der konfessionellen Trennung im Schulbereich oder der politischen Verpflichtung zur bildungspolitischen Chancengleichheit, maßgeblichen Anteil gehabt.
Ihn habe stets ein klarer, sachorientierter und dennoch leidenschaftlicher Politikstil ausgezeichnet, der sich gut mit seiner geradlinigen und aufrichtigen Persönlichkeit verbunden habe. „Dies verschaffte ihm auch über alle Parteigrenzen hinweg eine breite Akzeptanz und Anerkennung. Er wurde als verantwortungsbewusster und visionärer Pragmatiker geschätzt“, so der Innenminister.
Seiner Heimatregion Rhein-Neckar sei er bis zuletzt sehr verbunden gewesen. Er sei Ehrenbürger der Stadt Mannheim und habe zahlreiche nationale Auszeichnungen und Ehrentitel verliehen bekommen. Im Alter von 87 Jahren sei Walter Krause im Jahr 2000 in Mannheim gestorben.