Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat am 19. Mai 2021 die Einbürgerungszahlen für 2020 veröffentlicht. Danach sind die Einbürgerungen auf dem niedrigsten Stand seit 2011.
In Baden-Württemberg wurden im Verlauf des vergangenen Jahres 2020 insgesamt 15.945 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert. Weniger Einbürgerungen innerhalb eines Jahres hatte es nach Angaben des Statistischen Landesamtes zuletzt 2011 gegeben. Gegenüber dem im Vorjahr 2019 verzeichneten Höchststand (19.109) ist die Zahl der Einbürgerungen um rund 3.200 oder 17 % gesunken. Es wurden geringfügig mehr Frauen (52,9 %) eingebürgert als Männer. Der Anteil der Minderjährigen unter den Eingebürgerten beträgt 13,9 % und ist damit geringer als im Vorjahr (16,7 %).
Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg Ausländerinnen und Ausländer aus insgesamt 139 Nationen eingebürgert. Dabei entfielen knapp zwei Drittel (66,3 %) der Einbürgerungen auf die 15 häufigsten Herkunftsstaaten. Am häufigsten waren wie auch im Jahr 2019 Einbürgerungen von türkischen (3 084), kosovarischen (1 287) und rumänischen (864) Staatsangehörigen.
Zu den 15 häufigsten Herkunftsstaaten gehören mit dem Irak (559 Einbürgerungen), Syrien (284), dem Iran (274) und Indien (239) vier nichteuropäische Staaten. Bei den eingebürgerten syrischen Staatsangehörigen (+44,2 % gegenüber 2019) ist einige Jahre nach dem Zuzug vieler Menschen aus den syrischen Krisengebieten, insbesondere in den Jahren 2015 und 2016, ein steigender Trend zu erkennen. Es ist wahrscheinlich, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt, wenn noch mehr Syrerinnen und Syrer eine ausreichende Aufenthaltsdauer für eine Einbürgerung vorweisen können. Bislang ist die Einbürgerungsquote bei den Syrerinnen und Syrern noch gering.
Eine gegenläufige Entwicklung zeigt sich bei den Einbürgerungen britischer Staatsangehöriger: Nachdem es in Folge des Referendums über den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union in den Jahren 2016 bis 2019 zu einer deutlich erhöhten Anzahl an Einbürgerungen kam, ist nun ein deutlicher Rückgang von 594 auf 222 Einbürgerungen zu verzeichnen.
Unter den 15 häufigsten Herkunftsstaaten zeigt sich, dass die Einbürgerungsquote bei EU-Mitgliedsstaaten durchweg unter dem Durchschnitt von 0,9 % liegt. Dies deutet darauf hin, dass Rechte von EU-Bürgern wie Reisefreiheit, Freizügigkeit und das Stimmrecht bei Europa- und Kommunalwahlen den Schritt der Einbürgerung für diese in manchen Fällen verzichtbar machen. Umgekehrt weisen alle Drittstaaten außer Syrien und Bosnien-Herzegowina eine überdurchschnittliche Quote auf. Die höchsten Einbürgerungsquoten im Jahr 2020 erreichen die Herkunftsstaaten Iran (2,6 %), Kosovo (2,1 %), Ukraine (1,9 %) und Irak (1,8 %).
Die amtliche Einbürgerungsstatistik erhebt die Zahl der im Berichtsjahr abgeschlossenen Einbürgerungsverfahren. Die Antragsstellung kann bereits vor dem Berichtsjahr stattgefunden haben. Pandemiebedingt kam es im Jahr 2020 teilweise zu verlängerten Wartezeiten und Verfahrensdauern. Im Rahmen der Kontaktreduzierung konnten weniger Termine vergeben werden. Teilweise mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einbürgerungsbehörden andernorts aushelfen, um die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Nachholeffekte im nächsten Jahr sind zu erwarten. Die Ergebnisse sind daher nur eingeschränkt mit den Vorjahresergebnissen vergleichbar.
Die Einbürgerungsquote setzt die abgeschlossenen Einbürgerungsverfahren mit der Wohnbevölkerung der betreffenden Staatsangehörigkeit ins Verhältnis. Sie wurde nur für die 15 Staatsangehörigkeiten mit den absolut höchsten Einbürgerungszahlen berechnet, da die Fallzahlen der übrigen Nationalitäten relativ klein sind.
(Quelle: Auszug aus der Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg)
Aktuelle Grafiken zu den Einbürgerungszahlen
Quelle der Grafiken: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Einbürgerungen in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2005 (png)
Einbürgerungen in Baden-Württemberg im Jahr 2020 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten (png)
Einbürgerungsquote in Baden-Württemberg im Jahr 2020 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten (png)