Islamisierung der Gesellschaft

Islamistischer Extremismus

Silhouette eines bewaffneten islamistischen Kriegers. Quelle: Fotolia.

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA führten der Welt die Gefährlichkeit von islamistischem Extremismus und Terrorismus deutlich vor Augen. Auch Europa gehört zum Zielspektrum des islamistischen Terrorismus, wie die Anschläge im Jahr 2004 in Madrid, im Jahr 2005 in London und zuletzt im Januar und November 2015 in Paris zeigen.

Unter dem Begriff „Islamismus“ versteht man eine politische Ideologie. Im Mittelpunkt islamistischer Ideologie steht die vorgeblich „gottgewollte“ Ordnung, die das gesamte öffentliche und private Leben bestimmen soll. Diese Rechts- und Werteordnung (Scharia) wird aus den islamischen Glaubensgrundlagen wie dem Koran abgeleitet. Islamisten sehen ihre Interpretation der Scharia als einzig legitimes Gesetz an, das alle sozialen, juristischen, wirtschaftlichen und politischen Belange abschließend regelt. Damit steht der Islamismus im Widerspruch zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes.

Beim islamistischen Extremismus handelt es sich um ein uneinheitliches Phänomen. Während einige islamistische Gruppen zur Durchsetzung ihrer Ziele auch Gewalt befürworten oder anwenden, bewegen sich andere im nicht-gewaltorientierten Bereich.

Im Wesentlichen lassen sich drei Richtungen des islamistischen Extremismus unterscheiden: der politische / legalistische Islamismus, der missionarische Islamismus und der Jihadismus (arabisch: jihad = Kampf, Anstrengung). Hinsichtlich ihrer Strategien und Ziele weisen islamistische Strömungen erhebliche Unterschiede auf.

  • Zentrales Ziel des politischen / legalistischen Islamismus ist die Erlangung politischer Macht auf nationalstaatlicher Ebene auf legalem Weg. Seine Akteure sind Parteiaktivisten, etwa in der eher arabisch dominierten „Muslimbruderschaft“ (MB) oder in der türkisch geprägten „Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs e. V.“ (IGMG).
  • Der missionarische Islamismus zielt auf den Erhalt und die Verbreitung einer islamischen Identität; die Handelnden sind in der Regel Missionare oder Rechtsgelehrte. Aktuell lässt sich diese Entwicklung etwa innerhalb des salafistischen Spektrums beobachten.
  • Anhänger des Jihadismus werben für den bewaffneten Kampf, den sie mit Verweisen auf den Islam rechtfertigen. Als Gegner sehen sie sowohl die Herrscher und Regierungen der islamischen Welt als auch die westlichen Staaten und ihre Verbündeten an. Auch die Bundesrepublik steht seit geraumer Zeit im Blickfeld islamistischer Terroristen, insbesondere wegen des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan, aufgrund des Eingreifens „des Westens“ in den Bürgerkriegen im Irak und in Syrien oder auch wegen der öffentlichen Agitation islamfeindlicher Gruppierungen. In den vergangenen Jahren richtete sich jihadistische Propaganda im Internet daher immer wieder direkt gegen Deutschland und seine Bevölkerung.

Sowohl international als auch in Deutschland ist der Salafismus derzeit die dynamischste islamistische Bewegung. Beim Salafismus handelt es sich um eine Unterkategorie des Islamismus. Salafisten berufen sich in ihrem Tun ausschließlich auf den Koran. Ihrer Auslegung nach darf dieser nur im Licht der Sunna, der überlieferten Glaubenspraxis des Propheten Muhammad, interpretiert werden. Der so verstandene Islam stellt für sie eine für die gesamte Menschheit verbindliche Gesellschaftsform dar. Durch ihr rigoroses und kompromissloses Islamverständnis begeben sich Salafisten in eine Gegnerschaft zu ihrer Umwelt. Demokratische Werte und Institutionen sind mit salafistischen Auffassungen unvereinbar und werden abgelehnt. Im Phänomenbereich des Salafismus wird zwischen dem „politischem Salafismus“ und dem „jihadistischem Salafismus“ unterschieden. Die beiden Formen des Salafismus unterscheiden sich nicht in ideologischen Aspekten, aber durch die Wahl der Durchsetzungsmittel. Anhänger des „politischen Salafismus“ betreiben eine intensive Propagandaarbeit (Da’wa) und versuchen, insbesondere Personenkreise mit islamischem Hintergrund zu missionieren. In Abgrenzung dazu rechtfertigt der „jihadistische Salafismus“ eine sofortige und unmittelbare Gewaltanwendung zur Durchsetzung salafistisch geprägter Glaubensnormen. Die Übergänge zwischen „politischem Salafismus“ und „jihadistischem Salafismus“ sind fließend. Letztlich haben aber alle Salafisten ein gemeinsames Ziel: Die Errichtung eines schariakonformen politischen Systems mit einem Kalifen als politische und religiöse Autorität an der Spitze.

Für Hinweise zur Bekämpfung des islamisch-fundamentalistischen Terrorismus hat das Landesamt für Verfassungsschutz das vertrauliche Telefon „Islamistische Extremisten“ eingerichtet, das in mehreren Sprachen zur Verfügung steht:

  • 0711 / 95 61 984 (deutsch/englisch),
  • 0711 / 95 44 320 (türkisch) und
  • 0711 / 95 44 399 (arabisch)
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